Politische Bildung in muslimischer Trägerschaft
Die Praxis zivilgesellschaftlich organisierter politischer Bildung ist vielfältig an Themen, Methoden, Formaten, Trägern und Teilnehmenden. Die zunehmende Diversifizierung der Gesellschaft bringt immer wieder neue Themen, Ansätze und Träger hervor. Neue und spezialisierte Akteure spielen eine wichtige Rolle, u.a., indem sie Impulse für Erneuerungen einbringen. Sie bereichern durch ihre Perspektive und Expertise die Trägerlandschaft politischer Bildung und ermöglichen die erfolgreiche Ansprache verschiedener, meist wenig repräsentierter Zielgruppen. Dennoch bleiben die Träger und ihre Arbeit nicht selten zunächst marginalisiert. Als marginalisierte Akteure und Felder der politischen Bildung betrachten wir jene, die weitestgehend außerhalb oder am Rande der herkömmlichen Infrastrukturen politischer Bildung stehen. Sie sind beispielsweise nicht im gleichen Maße am Fachdiskurs beteiligt, finden häufig nur geringes Interesse bei der Wissenschaft, sind wenig in Dachverbänden und Netzwerken eingebunden, selten formalrechtlich anerkannt und von wichtigen Finanzströmen ausgeschlossen. Kurzum: Sie sind in allen für das Praxisfeld relevanten Bereichen unterrepräsentiert. Eine solche Feststellung kann selbstverständlich immer nur eine Momentaufnahme widerspiegeln und in Zukunft bereits anders ausfallen.
All dies trifft derzeit noch auf die vielen muslimischen Organisationen zu, die sich in verschiedenen Praxisfeldern der politischen Bildung und oder ihr nahestehenden Bildungsbereichen engagieren. Sie stehen damit repräsentativ für viele zivilgesellschaftliche Akteure aus den Bereichen Selbstvertretung und Empowerment. Ein entscheidender Faktor hierbei ist die weitestgehend ehrenamtliche Struktur von Selbstvertretungsorganisationen. Viele Projekte mit dem Ziel der Professionalisierung und Etablierung bisher marginalisierter Träger richten sich deshalb verstärkt auf die Entwicklung von konzeptionellen Grundlagen, die Entwicklung von Expertise in der Durchführung und administrativen Verwaltung von Projekten, den Aufbau hauptamtlicher Strukturen und die Vernetzung mit etablierten Akteuren. s.
Um einen Überblick über die Vielfalt und Differenziertheit der politischen Bildungslandschaft, ihre Strukturen und Ansätze zu geben, hat die Fachstelle politische Bildung die Topografie der Praxis politischer Bildung entwickelt. Darin werden Praxisfelder dargestellt, in denen politische Bildung mit unterschiedlichen Konzepten verortet ist. Politische Bildung in muslimischer Trägerschaft lässt sich keinem dieser Praxisfelder eindeutig zuordnen, sondern liegt quer zu diesen. Zudem kreuzen sich hier Praxisfelder und Diskurse, wie religiöse/ethische Bildung, Präventionsarbeit oder Empowerment. Es lassen sich dennoch für die Praxis muslimischer Träger relevante rechtliche, politische und wissenschaftliche Grundlagen identifizieren. Diese werden im Folgenden mit kurzen Erläuterungen dargestellt. Außerdem wird über wichtige Einrichtungen, Initiativen, Projekte und Partnerschaften informiert. Für einen vertiefte Beschäftigung mit dem Thema verweisen wir auf den Artikel der Fachstelle politische Bildung und das Interview mit Yasemin Soylu von der Muslimischen Akademie Heidelberg.
Dieses Padlet entstand in Kooperation mit teilseiend e.V/Muslimische Akademie Heidelberg i.G. Wir bedanken uns für die produktive und freundliche Zusammenarbeit.