„Wir brauchen mehr Forschung zu politischer Bildung in Jugendarrest- und Jugendhaftanstalten.“ Fünf Fragen an Karim Fereidooni
Karim Fereidooni ist Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum. In einem kurzen Interview gibt er Einblicke in seine Forschung, zeigt Forschungslücken auf und betont die zunehmende Bedeutung von Wissenschaftskommunikation.
Karim Fereidooni ist Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum. In einem kurzen Interview gibt er Einblicke in seine Forschung, zeigt Forschungslücken auf und betont die zunehmende Bedeutung von Wissenschaftskommunikation.
1. Was ist Ihr aktuelles und was war Ihr letztes Forschungsprojekt?
Das aktuelle Forschungsprojekt, welches ich gemeinsam mit Dr.in. Anne Kaplan und Lisa Schneider durchführe, befasst sich mit politischer Bildung im Jugendarrest und im Jugendstrafvollzug. Das letzte Forschungsprojekt untersuchte in Regelschulen den bilingualen Unterricht im Fach Sozialwissenschaften, das nach wie vor von großen Desideraten geprägt ist, obwohl die Anzahl der Schüler_innen und Lehrer_innen, die in einem solchen Fachunterricht beschult werden bzw. die dieses Fach unterrichten, in den letzten Jahren stetig gestiegen ist.
2. Welche Ihrer Forschungsergebnisse halten Sie für besonders relevant für die Praxis politischer Bildung?
Die Möglichkeiten des bilingualen Unterrichts im Fach Sozialwissenschaften ergeben sich unter anderem durch den dualen (Fach-)Sprachenerwerb in zwei Zielsprachen und der kommunikativ geförderten Handlungsorientierung, also durch die Kombination von Fremdsprachen- und Fachdidaktik. Die Grenzen liegen unter anderem in der unzureichenden Ausbildung von Lehrkräften für den bilingualen Unterricht.
3. Welche Themen im Kontext politischer Bildung sollten Ihrer Meinung nach beforscht werden?
Wir brauchen mehr Forschung zu politischer Bildung in Jugendarrest- und Jugendhaftanstalten. Aber auch die Themen sprachsensibler Unterricht im Fach Sozialwissenschaften sowie Digitalisierung und Demokratiebildung in einer Migrationsgesellschaft sind Forschungslücken, die erforscht werden sollten.
4. Welchen Gewinn für die politische Bildung kann ein Dialog von Wissenschaft und Praxis bringen sowie ein Austausch sowohl zwischen den Wissenschaftsdisziplinen als auch innerhalb dieser?
Wissenschaftskommunikation wird im Zeitalter von ‚Fake-News‘ und ‚Alternativen Fakten‘ immer wichtiger. Meiner Meinung nach sollten Wissenschaftler_innen ihre Forschungsergebnisse im Rahmen öffentlicher Vorträge bzw. von Lehrer_innenfortbildungen präsentieren und diskutieren.
5. Die Fachstelle politische Bildung hat eine Landkarte der Forschung zur politischen Bildung entwickelt, um Austausch und feldübergreifende Zusammenarbeit zu fördern: zwischen und innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen, aber auch zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie sind dort mit einem Eintrag vertreten. Über welche Kontaktaufnahmen oder Anfragen anderer Wissenschaftler_innen, Praktiker_innen oder sonstiger Interessierter würden Sie sich freuen?
Ich bin für jeden Austausch offen und freue mich darüber.
Veröffentlicht am 05.06.2019
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