„Wichtig ist, noch mehr über die Rahmenbedingungen und Herausforderungen politischer Bildung zu sprechen, damit politische Bildner*innen auch in schwierigen Situationen professionell handeln können.“ Fünf Fragen an Michael Görtler

Prof. Dr. Michael Görtler hat eine Professur für Theorien und Geschichte der Sozialen Arbeit an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg inne. Seine Schwerpunkte sind Politische Erwachsenenbildung, Politische Jugendbildung sowie die Didaktik der politischen Bildung. Im Interview berichtet er aus seiner Forschung in der nonformalen politischen Bildung.


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Prof. Dr. Michael Görtler (Foto: privat)

Prof. Dr. Michael Görtler hat eine Professur für Theorien und Geschichte der Sozialen Arbeit an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg inne. Seine Schwerpunkte sind Politische Erwachsenenbildung, Politische Jugendbildung sowie die Didaktik der politischen Bildung. Im Interview berichtet er aus seiner Forschung in der nonformalen politischen Bildung. Er fordert mehr über die Herausforderungen und Rahmenbedingungen politischer Bildung zu sprechen und zu forschen. Außerdem hat er über unser Matching-Portal einen Praxispartner für eine Zusammenarbeit gefunden und gibt einen ersten Einblick in das Vorhaben.

 

1. Was ist Ihr aktuelles und was war Ihr letztes Forschungsprojekt zur politischen Bildung? Und können Sie schon etwas über die Zusammenarbeit mit dem Praxispartner berichten, den Sie über unser Matching-Portal gefunden haben?

Momentan beschäftige ich mich mit der nonformalen politischen Bildung, beispielsweise der politischen Bildung im Kontext der Sozialen Arbeit, sowie mit Rechtspopulismus und nachhaltiger Entwicklung. Davor habe ich mich intensiv mit der Bedeutung von Zeit als Gegenstand und Ressource der politischen Bildung befasst. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Politische Bildung e.V. / Akademie Frankenwarte, die ich als Praxispartner über das Matching-Portal gefunden habe, ist ein Projekt zur politischen Bildung mit schwer erreichbaren Zielgruppen geplant.


2. Welche Ihrer Forschungsergebnisse halten Sie für besonders relevant für die Praxis politischer Bildung?

Wichtig ist, neben Aufgaben, Zielen, Inhalten und Methoden, noch mehr über die Rahmenbedingungen und Herausforderungen politischer Bildung zu sprechen, damit politische Bildner*innen eine realistische Sicht auf die Dinge entwickeln und auch in schwierigen Situationen professionell handeln können.


3. Welche Themen im Kontext politischer Bildung sollten Ihrer Meinung nach beforscht werden?

Ich finde, dass die Rahmenbedingungen der politischen Bildung sowie die Einflussfaktoren, die politische Bildung fördern oder behindern, stärker beforscht werden sollten. Weiter besteht in der no-formalen politischen Bildung im Spannungsfeld unterschiedlicher pädagogischer Kontexte, wie etwa der Sozialen Arbeit, Erwachsenenbildung oder Jugendbildung, Forschungsbedarf. So werden Aufgaben, Ziele, Inhalte und Methoden der politischen Bildung in der Regel innerhalb und nicht zwischen den Disziplinen und Professionen verhandelt, obwohl es in der Praxis durchaus Schnittmengen gibt, wie die Topografie der Praxis politischer Bildung der Fachstelle politische Bildung zeigt.

 

4. Welchen Gewinn kann ein Dialog von Wissenschaft und Praxis sowie ein Austausch sowohl zwischen und in den Wissenschaftsdisziplinen für die politische Bildung haben?

Durch einen solchen Dialog und Austausch kann sich der Theorie-Praxis-Transfer verbessern und ein Verständnis von Professionalität in der politischen Bildung entwickeln, das an die Herausforderungen im Berufsalltag angepasst ist. Insbesondere politische Bildner*innen, die in der nonformalen politischen Bildung tätig sind, könnten davon profitieren, weil sie in unterschiedlichen Praxisfeldern auch unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen haben.


5. Die Fachstelle politische Bildung hat eine Landkarte der Forschung zur politischen Bildung entwickelt, um Austausch und feldübergreifende Zusammenarbeit zu fördern: zwischen und innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen, aber auch zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie sind dort mit einem Eintrag vertreten. Über welche Kontaktaufnahmen oder Anfragen anderer Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen oder sonstiger Interessierter würden Sie sich freuen?

Ich würde mich über einen Austausch zu folgenden Themen freuen: Theorie, Didaktik, Professionalität und professionelles Handeln in der politischen Bildung, insbesondere in der non-formalen Bildung und an der Schnittstelle zur Sozialen Arbeit, Rahmenbedingungen der politischen Bildung, Zeit als Gegenstand und Ressource politischer Bildung sowie Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.


Veröffentlicht am 16.11.2021


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