„In einer europäischen Zusammenarbeit merkt man, dass bestimmte Begriffe, wie politische Bildung oder Demokratiebildung, in den verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich konnotiert sind.“ Interview mit Thimo Nieselt und Marlene Gärtner.

Thimo Nieselt und Marlene Gärtner sind Teil des Projektteams von Understanding Europe, ein transnationales Bildungsnetzwerk, das in 14 europäischen Ländern Bildungsangebote von und für junge Menschen zu Themen wie Politik in Europa, die Rolle von Medien oder demokratische Beteiligung konzipiert und durchführt.


Marlene Gärtner

Thimo Nieselt (Fotos: Stefanie Loos)

Thimo Nieselt und Marlene Gärtner sind Teil des Projektteams von Understanding Europe, ein transnationales Bildungsnetzwerk, das in 14 europäischen Ländern Bildungsangebote von und für junge Menschen zu Themen wie Politik in Europa, die Rolle von Medien oder demokratische Beteiligung konzipiert und durchführt. In unserem Gespräch erzählen sie, mit welchem Verständnis von Demokratiebildung bei Understanding Europe gearbeitet wird, was der Peer-Education-Ansatz ist und welche Chancen und Herausforderungen sich für die politische Bildungsarbeit in einem transnationalen Netzwerk ergeben.

 

Fachstelle politische Bildung: Herr Nieselt und Frau Gärtner, Sie sind beide Teil des Projektteams von Understanding Europe. Um was geht es in dem Projekt und was ist Ihre Rolle dabei

Thimo Nieselt: Ich bin Leiter des Projekts Understanding Europe, ein transnationales Bildungsnetzwerk in Europa, von und für junge Menschen, die sich für Demokratie, Vielfalt und Jugendbeteiligung einsetzen. Es handelt sich um ein Projekt der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa. Dort bin ich seit über zwei Jahren in der Teamleitung tätig und verantworte das Projektbudget sowie die Bereiche Fundraising und Strategie.

Marlene Gärtner: Ich arbeite seit Anfang 2022 für die Schwarzkopf-Stiftung und bin vor allem für die Qualifizierung der Peer Educators zuständig. Peer Educators sind junge Menschen, die die Peer Trainer*innen („Peers“) vor Ort weiterbilden. Ich bin außerdem für die Schnittstelle zwischen unserer praktischen Bildungsarbeit und der Wissenschaft verantwortlich.

TN: Wir folgen einer inklusiven und dialogischen Arbeitsweise. Im Mittelpunkt von Understanding Europe stehen junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren, die „Peers“, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement das europäische Netzwerk bilden. Aktuell beteiligen sich ungefähr 220 junge Ehrenamtliche. Im Moment gibt es Initiativen in 14 europäischen Ländern, auch über die Europäische Union (EU) hinaus. Schwerpunkt des Programms ist ein pädagogisches Angebot für Schüler*innen ab 14 Jahren, das von den Peers in ihren Ländern im Tandem umgesetzt wird. In Workshops oder Projekttagen geht es um unsere Fokus-Themen. Das ist traditionell das Thema Europa, mittlerweile aber auch Medien und Journalismus sowie Jugendbeteiligung, auch gerade im digitalen Raum. Zukünftig wird es außerdem um soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit gehen. Das Angebot richtet sich vor allem an Schulen. Die Workshops werden aber auch in anderen Bildungskontexten angeboten, zum Beispiel in Jugendclubs, Bibliotheken oder Gefängnissen. Pro Jahr finden etwa 300 bis 350 Kurse statt, damit erreichen wir europaweit zwischen 6000 bis 7000 Schüler*innen.


FpB: Gibt es auch für die Peers Bildungsangebote?

TN: Wir sehen uns in der Stiftung als Lern-Pat*innen oder Lern-Begleiter*innen der Peers. Zu den Formaten, die wir ihnen anbieten, gehört zum einen das Qualifizierungsprogramm, das die Peers auf den Einsatz im Klassenzimmer vorbereitet. Zudem können sie durch die Teilnahme an von uns organisierten transnationalen Begegnungs- und Austauschformaten Demokratiekompetenzen, wie Selbstwirksamkeit und Ambiguitätstoleranz, erlernen und Vorurteile abbauen. Zum anderen haben wir ein Fellowship Programm, in dessen Rahmen junge Bildungsmacher*innen zusammen mit externen Expert*innen neue Workshopformate für das Netzwerk entwickeln.

FpB: Welches Verständnis von Demokratiebildung haben Sie bei Understanding Europe?

MG: Unser Verständnis von Demokratiebildung ist, dass junge Menschen ihre demokratischen Rechte kennen und sie auch einfordern können – und dass sie dann darauf aufbauend Verantwortung in ihren Gesellschaften übernehmen. Wir orientieren uns am Referenzrahmen „Kompetenzen für eine demokratische Kultur“ des Europarats, in welchem vier Kompetenzebenen unterschieden werden: Werte, Einstellungen, Fähigkeiten sowie Wissen und kritisches Denken. Auf unser Projekt bezogen haben wir von Anfang an einen starken Fokus auf Wissenskompetenzen gelegt, beispielsweise Wissensvermittlung über europäische Institutionen oder Gesetzgebungsprozesse. Mit Fähigkeiten sind zum Beispiel analytisches Denken, Konfliktlösungsfähigkeit, Empathie und so weiter gemeint. Bei der Kompetenzebene „Einstellungen“ ist für uns Offenheit extrem wichtig, da wir in einem diversen Netzwerk aktiv sind. Dann gibt es noch die Ebene der Werte: Was sind europäische Werte? Das ist ein Thema bei uns im Netzwerk. Unter anderem haben wir uns jetzt auf Wertschätzung von Diversität und Demokratie und die Anerkennung des Rechtsstaats verständigt. Die Kompetenzen sind also nicht nur für die pädagogische Arbeit handlungsleitend, sondern auch für die Zusammenarbeit im Netzwerk. Alle Peer Trainer*innen und Peer Educators werden in dieses grundsätzliche Verständnis eingeführt. Wir haben Module, in denen es nicht nur darum geht, diese Kompetenzen als Wissen zu vermitteln, sondern auch reflektiert wird, was man schon gut kann, wo die eigenen Stärken liegen und welche Kompetenzen man noch erwerben möchte.

 

FpB: Gibt es in den verschiedenen Ländern besondere Schwerpunktsetzungen?

TN: In einer europäischen Zusammenarbeit merkt man, dass bestimmte Begriffe, wie politische Bildung oder Demokratiebildung, in den verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich konnotiert sind. Aus Italien gab es zum Beispiel die Rückmeldung, dass Kurse mit „politischer Bildung“ im Titel oder in der Beschreibung, von Lehrkräften nicht angefragt werden, weil politische Bildung dort als links oder sozialistisch angesehen wird. Auch der in Deutschland sehr prominente Beutelsbacher Konsens hat eine deutsche Geschichte und muss für andere Länder adaptiert und weiterentwickelt werden.

MG: Wir haben Gruppen in 14 verschiedenen Ländern, also in verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Kontexten. Die Materialien, die wir mit ihnen zusammen erarbeitet haben, werden deshalb ganz unterschiedlich mit Leben gefüllt. Ein großer Unterschied bei Schwerpunktsetzungen besteht zum Beispiel zwischen EU-Mitgliedsländern und Nicht-EU-Mitgliedsländern. So gibt es in Armenien ein großes Interesse an Europa und an der Politik der EU. Die Peers berichten, dass sich die armenischen Schüler*innen in den Workshops vor allem für die EU-Außenpolitik, EU-Sicherheitspolitik und die geopolitischen Verhältnisse interessieren. Auch bei unserer jährlich stattfindenden European Summer School, bei dem erfahrene Peers aus dem Netzwerk zusammenkommen, merken wir die verschiedenen Interessen und Wichtigkeiten von Themen in der Workshopauswahl.

TN: In unserem pädagogischen Konzept ist angelegt, dass die Interessen und Themen der Schüler*innen aufgegriffen werden. Es gibt immer eine Übungsphase, in der sich die Schüler*innen zu bestimmten Fragen positionieren müssen. Ziel ist es herauszufinden, welche verschiedenen Positionen, Interessen und Bedarfe es im Raum gibt. Ich möchte ein Beispiel nennen, das ganz gut zeigt, wie herausfordernd es sein kann die verschiedenen Länderkontexte zu berücksichtigen: Demokratie hängt für uns sehr eng mit Pluralität und Diversität zusammen. In den letzten Jahren haben wir deshalb immer Antirassismus-Trainings bei der European Summer School angeboten. Da gab es dann zum Teil Rückmeldungen von Teams aus Mittel- und Osteuropa, dass sie Formen von Diskriminierung ausgesetzt seien, die bei Workshops aus einer westeuropäischen Perspektive nicht berücksichtigt würden. Kritisiert wurde auch, dass die Trainings aus der Perspektive einer Migrationsgesellschaft, wie wir sie beispielsweise in Deutschland haben, durchgeführt wurden.


FpB: Wie kam es dazu, dass der Kompetenzrahmen vom Europarat zum Bezugsmodell für Demokratiebildung bei Understanding Europe wurde?

TN: Understanding Europe war von 2018 bis 2020 Teil der NECE-Fokusgruppe zu diesem Referenzrahmen. Das Konzept des Europarats war vormals für den formalen Bildungsbereich angedacht. Wir waren Teil einer Pilotphase, in der wir zusammen mit den Peers getestet haben, ob das Konzept auch für den außerschulischen und nonformalen Bildungsbereich funktioniert. Wir arbeiten zwar hauptsächlich mit Schulen zusammen, um auch solche Jugendliche zu erreichen, die nicht von sich aus an Angeboten der Demokratiebildung teilnehmen würden. Dennoch verorten wir uns in der nonformalen Bildung, da unsere Angebote nicht im Rahmen des Curriculums und ohne Benotung stattfinden sowie einen partizipativen Ansatz verfolgen, der die Lernenden auf ihre Rolle als aktive Bürger*innen vorbereitet.

MG: Und da wir immer standardisierte Materialien für die Ausbildung der Peers haben, war auch für das gesamte Understanding Europe Netzwerk klar, dass wir für Demokratiebildung einen Bezugsrahmen mit didaktischen Prinzipien und Methoden brauchen. Beispielsweise findet einmal im Jahr ein dreitägiges Training in jedem Land statt und die Leute, die dieses Training geben, haben wir unter Bezugnahme des Kompetenzrahmens geschult.


FpB: Understanding Europe arbeitet mit dem Peer-Education-Ansatz. Was ist das für ein Ansatz und wo sehen Sie die Verbindung zu Demokratiebildung?

TN: Im Allgemeinen gelten Peers als Menschen, die sich in gemeinsamen sozialen Räumen bewegen und ähnliche Interessen und Erfahrungen teilen. Peers beschäftigen sich oft mit denselben Fragen und Themen, haben eine ähnliche Sprache und oft auch ein ähnliches Alter. Dadurch können sie auch als eine Art Vorbild wirken. Sie nehmen im Projekt eine Doppelrolle ein. Zum einen sind sie Vermittelnde auf Augenhöhe. Gleichzeitig sind sie aber auch selbst Lernende, das heißt sie lernen und entwickeln sich durch die eigene Bildungspraxis im Klassenzimmer, aber auch im Rahmen der Qualifizierung. Das Ziel unserer Peer-Education ist vor allem die Stärkung von Teilhabe und Selbstbestimmung. Peer-Education bei uns im Projekt ermöglicht Selbstwirksamkeitserfahrungen durch die Übernahme von Verantwortung auf verschiedenen Ebenen. Selbstwirksamkeit ist die Überzeugung, auch schwierige Situationen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können. Das kann zu einer Erfahrung von Teilhabe führen und zum Wunsch, Gesellschaft mitzugestalten. Da würde ich dann auch die Verbindung zur Demokratiebildung sehen: Durch Selbstwirksamkeitserfahrungen werden die Peers im besten Fall zu aktiven Bürger*innen in einer Demokratie. Durch die Mitbestimmung am Projekt wird auch eine Wahrnehmung von „Ownership“ kreiert, das heißt, die Peers sehen das Projekt auch als ihr eigenes an. Teilhabe ist bei uns auf verschiedenen Ebenen möglich und in verschiedenen Intensitäten, je nach den Stärken, Wünschen und Möglichkeiten der Peers.


FpB: Gibt es weitere Beteiligungsmöglichkeiten für die Peers?

TN: Bei der jährlichen European Summer School qualifizieren wir die sogenannten Peer-Educators und die wiederum übernehmen die Qualifizierung der Peer Trainer*innen in den jeweiligen Ländern. Außerdem können sich alle interessierte Netzwerkpartner*innen im Fellowship-Programm bei der Entwicklung von neuen Bildungsformaten und Materialen einbringen. Einmal im Jahr, sechs Monate lang, werden vier bis sechs junge Bildungsmacher*innen in der Entwicklung von neuen Formaten begleitet. Wir haben außerdem „Coordinators“, die das Projekt vor Ort umsetzen. Coordinators übernehmen das Recruiting der Peer Trainer*innen, haben die Verantwortung über das Budget und sind mit den Schulen in Kontakt. Eine Gefahr oder Herausforderung dieses Ansatzes ist, dass die Wahrnehmung eines Ehrenamts bestimmte Privilegien voraussetzt, beispielsweise zeitliche oder finanzielle Ressourcen, bestimmtes Wissen oder Netzwerke. Das kann zum Problem werden, wenn sich gerade studentische Peers engagieren, die dann eine bestimmte Sprache und Wissen mitbringen, diese dann reproduzieren und dadurch Bildungsformate nicht mehr inklusiv sind.


FpB: Wie versucht Understanding Europe auf dieses Problem zu reagieren?

TN: Seit 2020 verfolgen wir einen diversitätsorientierten Organisationsentwicklungsprozess. Der beinhaltet zum Beispiel ein Funding, in dessen Rahmen sich Mitglieder des Netzwerks für Finanzmittel bewerben können, um Projekte umzusetzen, bei denen es um die Erschließung neuer Zielgruppen als Peer Trainer*innen geht. Alle Länder bekommen außerdem Gelder, um externe Expert*innen bei ihren Trainings zum Themenbereich Diversität und Inklusion einzubinden. Im Fellowship-Programm zahlen wir ein Honorar, weil wir wollen, dass es allen Personen ermöglicht wird, Zeit zu investieren. Im Netzwerk sind wir jedoch auf das Ehrenamt angewiesen. Wir prüfen gerade, ob wir für bestimmte Rollen im Projekt zumindest eine Aufwandsentschädigung zahlen können. Das soll ermöglichen, dass sich junge Menschen, die weniger privilegiert sind, noch mehr bei Understanding Europe einbringen können.

MG: Auf der strukturellen Ebene suchen wir uns Partner-Organisationen, wie Cité de Chances in Frankreich, die dort in Banlieus aktiv sind. Sie bringen bestimmte Erfahrungen mit und Peer-to-Peer meint hierbei vor allem, dass die Ehrenamtlichen ähnlich alt sind wie ihre Zielgruppe und dass sie deren Lebensrealität im Stadtteil nachvollziehen können. Ein wichtiger Aspekt ist auch, zu welchen Themen gearbeitet wird. Die EU und ihre Institutionen ist beispielsweise eher ein Elitenthema. Das Netzwerk wird erst dann für junge Menschen attraktiv, wenn es Themen aufgreift, mit denen sie sich identifizieren können. Dies entwickelt sich gerade. Beispielsweise haben sich Fellows beworben, die das Thema soziale Gerechtigkeit bearbeiten wollen. Es gibt ein großes Interesse, die eigene Lebenswirklichkeit, Diskriminierungs- und Marginalisierungserfahrungen in Materialien einzubringen, die dann in unterschiedlichen Kontexten angewandt werden können. So erreicht man auch Peers mit vielfältigen Interessen und diversen Erfahrungen.


FpB: Frau Gärtner, Sie sind im Projekt für die Arbeit an der Schnittstelle zu Wissenschaft und Praxis zuständig. Wie sieht diese Schnittstellenarbeit aus und wo findet sie innerhalb des Netzwerkes statt?

MG: Es ist wichtig, dass wir regelmäßig wissenschaftlichen Input erhalten, zum Beispiel aus der kulturwissenschaftlichen Europaforschung. Wir laden auch immer wieder Wissenschaftler*innen zu unseren Events ein. Bei der European Summer School etwa hatten wir dieses Jahr einen Workshop mit einer Politikwissenschaftlerin zur Konstruktion Osteuropas und den Machtungleichheiten, die damit einhergehen. Wir werden in unserer täglichen Arbeit auch von Bildungswissenschaftler*innen beraten, beispielsweise wie die Evaluation eines großen Netzwerks mit vielen verschiedenen Aktivitäten gelingen kann. Ein weiteres Mittel, mit dem wir versuchen diesen Transfer zu gewährleisten, sind Publikationen. Wir haben eine jährlich erscheinende Publikation, die heißt Educational Briefing. Es gibt jeweils ein Schwerpunktthema und wir legen den Fokus immer auf Bildungsforschung, sodass man neue Erkenntnisse aus der Bildungsforschung in unserem Bildungsnetzwerk nutzbar macht. Dieses Jahr ging es um Klimagerechtigkeit in der europäischen Demokratiebildung.

FpB: Welche Chancen und Herausforderungen gibt es für die Bildungsarbeit in einem transnationalen Netzwerk wie Understanding Europe?

TN: Wir schaffen einen europäischen, transnationalen Begegnungs- und Austauschraum, der jungen Menschen die Chance und Möglichkeit bietet, ihre Perspektiven und Erfahrungen aus ihren Kontexten mit anderen zu teilen. So können Vorurteile abgebaut und Perspektivwechsel eingeübt werden. Eine Herausforderung, die wir im transnationalen Kontext haben, ist, dass wir als Projektteam die jeweiligen nationalen Bildungssysteme und Lehrpläne nicht so gut kennen und deswegen nicht genau wissen, wo wir mit unserem Angebot am besten ansetzen können. Ein letzter Punkt, der mir als Programmleiter auffällt, ist die Herausforderung im Fundraising. Die Schwarzkopf-Stiftung wird vollständig durch Drittmittel finanziert und hat traditionell ein Partnernetzwerk, das vor allem auf Deutschland fokussiert ist. Deutsche Stiftungen und Partner wollen oftmals auch nur im Bundesgebiet fördern, weshalb Understanding Europe als transnationales Netzwerk oft nicht für Förderungen infrage kommt. Deshalb versuchen wir aktuell, uns auch hier zu europäisieren, vielleicht klappt ja eine Förderung über Erasmus+.

MG: Nochmal zu den unterschiedlichen Voraussetzungen in der formalen Bildung der jeweiligen Länder: Das ist schon sehr relevant für unsere Arbeit, weil die jungen Leute zum Teil ein unterschiedliches Verständnis davon haben, was es bedeutet, politisch zu sein. Dieses Verständnis hängt stark davon ab, ob die Regierungen oder das Schulsystem in den Ländern junge Leute dazu ermutigen, sich als politische Wesen zu fühlen und sich einzubringen oder eher nicht. Wir hören das immer wieder aus dem Team in Rumänien, die noch nicht so lange dabei sind. Die sind so enthusiastisch, weil sie sagen, dass sie in der Schule kaum lernen, kritisch zu denken – und das auch nicht gewollt ist. Eine andere Herausforderung, die ich noch für unsere Arbeit mit vielen transnationalen Akteurinnen sehe, ist, dass man hauptsächlich digital arbeitet. Das führt manchmal dazu, dass man nicht so viel voneinander mitbekommt und nicht genau weiß, wo die jeweiligen Teams gerade stehen, wie aktiv sie sind oder mit welchen Problemen und Herausforderungen sie in ihrem Land konfrontiert sind. Die Zusammenarbeit in einem transnationalen Bildungsnetzwerk kann man leider nicht rein digital stemmen. Deshalb versuchen wir, persönliche Begegnung zu stärken. Dafür braucht man aber genügend finanzielle Ressourcen.

FpB: Vielen Dank für das Gespräch.


Veröffentlicht am 01.02.2023

 

Hinweis: In Kürze veröffentlichen wir eine Themenseite auf unserer Webseite, die der Frage nachgeht, wie sich rechtliche Rahmenbedingungen, Leitlinien oder Förderprogramme von Europäischer Union und Europarat auf politische Bildung in Deutschland auswirken. Über unsere Newsletter werden Sie über die Veröffentlichung informiert.

 

Zum Weiterlesen

  • Bericht „Expert*innengespräche zu den europäischen Debatten zu politischer Bildung im Bereich Jugend/Jugendarbeit“ mehr lesen

 

 



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