„Ich frage mich, wie diskursive Elemente politischen Lernens gelingen können.“ Fünf Fragen an Luisa Girnus

Dr.in Luisa Girnus ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politische Bildung der Universität Potsdam. Aktuell forscht sie zu Erwartungen und Einstellungen angehender Lehrpersonen zu Demokratiebildung. Sie beschäftigt sich außerdem mit der Berücksichtigung der Vorstellungen von Lernenden über die verhandelten Begriffe und Kategorien in Lehr-Lernarrangements politischer Bildung. Das zunehmende Interesse verschiedener fachwissenschaftlicher Disziplinen an Themen politischer Bildung hält sie für einen Gewinn.


Dr.in Luisa Girnus (Foto: privat)

Dr.in Luisa Girnus (Foto: privat)

Dr.in Luisa Girnus ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politische Bildung der Universität Potsdam. Aktuell forscht sie zu Erwartungen und Einstellungen angehender Lehrpersonen zu Demokratiebildung. Sie beschäftigt sich außerdem mit der Berücksichtigung der Vorstellungen von Lernenden über die verhandelten Begriffe und Kategorien in Lehr-Lernarrangements politischer Bildung. Das zunehmende Interesse verschiedener fachwissenschaftlicher Disziplinen an Themen politischer Bildung hält sie für einen Gewinn.

1. Was ist Ihr aktuelles und was war Ihr letztes Forschungsprojekt zur politischen Bildung?

Zurzeit forsche ich zu Erwartungen und Einstellungen von angehenden Lehrpersonen zu Demokratiebildung im Kontext biographischer Erfahrung. Das Projekt bezieht sich bislang auf Lehramtsstudierende der Universität Potsdam, die wir über ein Online-Tool befragt haben und derzeit in einem Follow-Up interviewen. Davor habe ich die Relevanz verschiedener Kriterien, die zur Bewertung politischen Handelns herangezogen werden, untersucht - ein Thema, das für mich weiterhin wichtig ist. Insbesondere interessiert mich, ob und wie diese Kriterien in Lehr-Lernarrangements zur Geltung kommen und verhandelt werden.

2. Welche Ihrer Forschungsergebnisse schätzen Sie als besonders relevant für die Praxis politischer Bildung ein?

Im Rahmen meiner bisherigen Forschung hat sich gezeigt, wie bedeutsam es ist, den bestehenden Verstehensweisen und Vorstellungen der Lernenden über die verhandelten Begriffe und Kategorien Bedeutung einzuräumen und diese explizit werden zu lassen. Sichtbarkeit kann über diskursive Elemente geschaffen werden, denn hier findet sich Raum für sprachliche Assoziationen sowie für Austausch und Verhandlung über Verstehensweisen. Eine Herausforderung ist es, dass Diskussionen in Lerngruppen schwer diagnostisch zu begleiten sind und sich nicht alle Teilnehmenden gleichermaßen beteiligen. Alternative Formen von Diskursivität, die diese Nachteile freier Diskussionen in Lerngruppen ausgleichen können, sollten daher stärker in den Blick genommen werden.

3. Welche Themen im Kontext politischer Bildung sollten Ihrer Meinung nach beforscht werden?

Bezogen auf Lernsettings frage ich mich, wie diskursive Elemente politischen Lernens gelingen können – insbesondere unter der Bedingung, dass sie authentisch und inklusiv gestaltet sind. Daneben verfolge ich mit großem Interesse die Forschungsarbeiten anderer Kolleg*innen zum politischen Lernen in (politischer) Aktion, zum Wissenschaftstransfer und zu diversitätssensibler politischer Bildung. Mehr Aufmerksamkeit wünsche ich mir in Bezug auf genderbezogene Aspekte im gesamten Kontext politikdidaktischer Forschung.

4. Welchen Gewinn kann ein Dialog von Wissenschaft und Praxis und ein Austausch zwischen den Wissenschaftsdisziplinen für die politische Bildung bringen?

Der Austausch kann einen großen Gewinn bringen und ich freue mich sehr, dass der Fachbereich Transferstelle politische Bildung mit dem Projekt Fachstelle politische Bildung hierfür eine vielseitige Plattform geworden ist. Eine positive Entwicklung ist, meiner Meinung nach, das zunehmende Interesse verschiedener fachwissenschaftlicher Disziplinen an Themen politischer Bildung. Dadurch entstehen neue Perspektiven, mit denen sich die politische Bildung (selbst)kritisch auseinandersetzen muss und sie erfährt wachsendes Interesse und Bedeutung.

5. Die Fachstelle politische Bildung hat eine Landkarte der Forschung zur politischen Bildung entwickelt, um Austausch und feldübergreifende Zusammenarbeit zu fördern, zwischen und innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen sowie zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie sind dort mit einem Eintrag vertreten. Über welche Kontaktaufnahmen oder Anfragen anderer Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen oder sonstiger Interessierter würden Sie sich freuen?

Wissenschaftliche Erkenntnis entsteht für mich sehr stark im Austausch. Für mich sind insbesondere Perspektiven spannend, die ich bislang noch gar nicht entdeckt habe oder die denselben Gegenstand aus einem anderen Blickwinkel betrachten, gleichzeitig jedoch mit meiner Forschung in Verbindung stehen. Ich freue mich also über alle Personen, die Anknüpfungspunkte zwischen ihrer und meiner Arbeit vermuten. Bestimmte Grundvorstellungen über Kern und Aufgabe politischer Bildung müssen allerdings passen, damit es langfristig funkt.

Veröffentlicht am 06.09.2021

 

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