Kinder als Zielgruppe (an-)erkennen

Wir haben uns im vergangenen Jahr ausführlich mit Forschung zu Zugangsmöglichkeiten zu bisher wenig erreichten Zielgruppen der politischen Bildung beschäftigt. Dazu zählen zweifelsohne auch Kinder. Weder gibt es einen expliziten Politikunterricht in der Grundschule noch gibt es eine explizite außerschulische „politische Kinderbildung“. Allerdings beschäftigen sich verschiedene aktuelle empirische Studien mit dem Thema „Kinder und politische Bildung“. Diese haben wir für Sie gelesen, analysiert und entsprechende Lang- bzw. Kurzeinträge in unsere Online-Datenbank eingestellt. Außerdem werweisen auf eine Bestandsaufnahme der Praxis im Vergleich zu anderen EU-Ländern und geben Hinweise auf Fördermöglichkeiten.


Wir haben uns im vergangenen Jahr ausführlich mit Forschung zu Zugangsmöglichkeiten zu bisher wenig erreichten Zielgruppen der politischen Bildung beschäftigt. Dazu zählen zweifelsohne auch Kinder. Weder gibt es einen expliziten Politikunterricht in der Grundschule noch gibt es eine explizite außerschulische „politische Kinderbildung“. Allerdings beschäftigen sich verschiedene aktuelle empirische Studien mit dem Thema „Kinder und politische Bildung“. Diese haben wir für Sie gelesen, analysiert und entsprechende Lang- bzw. Kurzeinträge in unsere Online-Datenbank eingestellt. Außerdem werweisen auf eine Bestandsaufnahme der Praxis im Vergleich zu anderen EU-Ländern und geben Hinweise auf Fördermöglichkeiten.

Forschung zu politischer Bildung mit Kindern

Schon eine bekannte Untersuchung des Deutschen Kinderhilfswerks weist auf einen „Zusammenhang zwischen früher Beteiligung und dem Engagement bis ins Erwachsenenalter“ (Deutsches Kinderhilfswerk e.V. 2007) hin. Drei Studien der jüngsten Zeit gehen dem Thema „Kinder und politische Bildung“ genauer nach. Katrin Asal und Hans Peter Burth konnten zeigen, dass Kinder bereits in der Grundschule über politische Vorstellungen verfügen. Anhand der empirischen Ergebnisse geben die Forscher_innen Hinweise auf mögliche Anknüpfungspunkte und didaktische Konzepte für einen politischen Sachunterricht im Primarbereich (siehe Asal/Burth 2016; zum Datenbankeintrag). Auch Anke Götzmann untersuchte die Entwicklung politischen Wissens in der Grundschule. Die Autorin folgert aus den Ergebnissen ihrer Untersuchung, dass politisches Lernen als verbindlicher Teil in die Lehr- und Bildungspläne der Grundschule aufgenommen werden und politische Themen häufiger in Schulbüchern und Materialien für den Sachunterricht berücksichtigt werden sollten (Götzmann 2015; zum Datenbankeintrag). Elisabeth Richter, Teresa Lehmann und Benedikt Sturzenhecker begleiteten mehrere Jahre die Entwicklung des Konzepts „Die Kinderstube der Demokratie“, ein Projekt mit Kindertageseinrichtungen, an dem vor allem Vorschulkinder teilnahmen. Sie kamen zu dem Schluss, „dass die Kinder auf der kognitiven, der praktischen und der moralischen Ebene Demokratie nicht nur können, sondern dass sie demokratische Partizipation […] – trotz aller bürokratischer Begleiterscheinungen – auch wollen“ (Richter/Lehmann/Sturzenhecker 2017, S. 263; zum Datenbankeintrag).

Bestandsaufnahme der Praxis in sieben EU-Ländern

Im Praxisfeld der politischen Bildung startete der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) 2014 zusammen mit sechs Partnern aus Polen, Spanien, Großbritannien, Frankreich, Österreich und Belgien das EU-Projekt „ENGAGE – politisch bilden I beteiligen I Kinderrechte umsetzen mit 8- bis 12-Jährigen“. Das über Erasmus+ geförderte Projekt lieferte eine Bestandsaufnahme zur politischen Bildung mit Kindern, zur Demokratiebildung und zum Stand der Umsetzung der Kinderrechtskonvention in den beteiligten Ländern. Das Projekt kam zu dem Ergebnis, dass eine Kultur fehlt, die Kinder als Expert_innen und Anwält_innen ihrer Angelegenheiten ernst nimmt. Weniger mangelt es an Methoden und Konzepten, dafür an Vernetzungsinstrumenten und Umsetzungsstrukturen sowie an Instrumenten, gute Praxis sichtbar zu machen. Abhilfe schaffen könnte eine verstärkte Kooperation von Jugendhilfe, schulischer und außerschulischer Bildung sowie die Unterstützung einer demokratischen Schulentwicklung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. (Die Ergebnisse von ENGAGE können auf der Projektwebseite abgerufen werden.)

 

Neu ist das Thema also nicht. Es gibt bereits viele Materialien, vor allem für Kitas und Grundschulen. Bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), dem Deutschen Kinderhilfswerk, beim Göttinger Institut für Demokratieforschung, bei der Bundeszentrale politische Bildung/bpb (Unterrichtsmaterialien für die Grundschule und für Willkommensklassen) und bei vielen Landeszentralen für politische Bildung sowie in zahlreichen Publikationen des Wochenschau Verlags, des DEBUS Pädagogik Verlags oder des Verlags das netz – um nur einige zu nennen – finden sich Konzepte und Praxismodelle.

Anregungen bieten auch unsere Datenbank-Literatur (s. u.) und die Artikel in WeltN24 „Grundschüler gegen Politikverdrossenheit“ und ZEIT Online „Kinder an die Macht“. Der aktuelle Kinderreport Deutschland 2017 bietet zum Thema Kinder und Demokratie Zahlen, Daten und Fakten. Ein empfehlenswerter Artikel zum Kinderreport findet sich beispielsweise im Blog des ARD Haupstadtstudios unter dem Titel „Kinder und Demokratie? Erwachsene skeptisch – Hilfswerk: Traut ihnen mehr zu!“.

 

Fördermöglichkeiten

Und auch Fördermöglichkeiten gibt es so einige. Der Kinder- und Jugendplan des Bundes, die Jugendförderpläne der Länder, die Jugendförderung der Kommunen, das Deutsche Kinderhilfswerk, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, Aktion Mensch sowie etliche Stiftungen (Stiftung Mercator, Doris Wegmann Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Amadeu Antonio Stiftung u.a.) unterstützen entsprechende Projekte finanziell.

 

Für die politische Bildung in Schule und Jugendbildung stellt sich immer mehr die Frage, ob sie nicht verstärkt jüngere Zielgruppen adressieren sollte. Denn Kinder sind von klein auf in der Lage, politisch zu denken und sich zu beteiligen.

Literatur

  • Asal, Katrin/Burth, Hans Peter (2016): Schülervorstellungen zur Politik in der Grundschule. Lebensweltliche Rahmenbedingungen, politische Inhalte und didaktische Relevanz. Eine theoriegeleitete empirische Studie, Opladen.  Zum Datenbankeintrag
  • Deutsches Kinderhilfswerk e.V. (Hrsg.) (2007): Vita gesellschaftlichen Engagements. Eine Studie zum Zusammenhang zwischen früher Beteiligung und dem Engagement bis ins Erwachsenenalter. Die Studie ist ein Beitrag des Deutschen Kinderhilfswerkes im Projekt „mitWirkung!“. (Auswertung der Befragung: Dr. Hartmut Wedekind, Mathias Daug), Berlin. Download
  • Götzmann, Anke (2015): Entwicklung politischen Wissens in der Grundschule, Wiesbaden. (204 S.) Zum Datenbankeintrag
  • Richter, Elisabeth/Lehmann, Teresa/Sturzenhecker, Benedikt (2017): So machen Kitas Demokratiebildung. Empirische Erkenntnisse zur Umsetzung des Konzepts »Die Kinderstube der Demokratie«, Weinheim Basel. (278 S.). Zum Datenbankeintrag
  • Rüdiger Hansen, Raingard Knauer und Benedikt Sturzenhecker (2011): Handbuch Partizipation in Kindertageseinrichtungen. So gelingt Demokratiebildung mit Kindern! verlag das netz [Handbuch zum Konzept »Die Kinderstube der Demokratie«] Bezugsquelle

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  • Jahresthema 2016 „Wenig erreichte Zielgruppen der politischen Bildung – Forschung zu Zugangsmöglichkeiten“ mehr


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