Regionalkonferenz NRW 2023 „Mission possible: Neue Wege politischer Erwachsenenbildung“

Welche Rolle spielen Europa und die EU in den aktuellen Debatten zur politischen Erwachsenenbildung? Welche (neuen) Themen sind zurzeit besonders präsent und werden viel diskutiert? Mit welchen Herausforderungen sehen sich Akteur*innen und Träger konfrontiert? Diese und weitere Fragen wurden am 5. Juni 2023 im Haus der Technik in Essen bei der Konferenz „Mission possible: Neue Wege politischer Erwachsenenbildung“ diskutiert.


Welche Rolle spielen Europa und die EU in den aktuellen Debatten zur politischen Erwachsenenbildung? Welche (neuen) Themen sind zurzeit besonders präsent und werden viel diskutiert? Mit welchen Herausforderungen sehen sich Akteur*innen und Träger konfrontiert? Diese und weitere Fragen wurden am 5. Juni 2023 im Haus der Technik in Essen bei der Konferenz „Mission possible: Neue Wege politischer Erwachsenenbildung“ diskutiert. Eingeladen hatten die Fachstelle politische Bildung – Transversalen / Transfer für Bildung e.V. und die Nationale Koordinierungsstelle Europäische Agenda für Erwachsenenbildung.

Die Fachstelle politische Bildung – Transversalen thematisiert in ihrem Arbeitsschwerpunkt „Politische Bildung und Europa“ den Einfluss europäischer Debatten auf die politische Bildung in Deutschland. Anlässlich eines Expert*innengesprächs, das die Fachstelle dazu führte, wurde die Idee entwickelt, eine Regionalkonferenz der Nationalen Koordinierungsstelle für die „Neue europäische Agenda für die Erwachsenenbildung 2021-2030“, zu nutzen, um gemeinsam politische Erwachsenenbildung in den Mittelpunkt zu stellen.

Bezugspunkt der Konferenz waren Europa und die Europäische Union. Politische Bildung in Deutschland wird thematisch, konzeptionell, politisch, strukturell und finanziell von Europa und der EU beeinflusst und wirkt gleichzeitig über einen Bottom-up-Prozess auf europäische Politik und Entscheidungen ein. So haben Gesetze oder politische Leitlinien, wie die Strategie für lebenslanges Lernen oder die Neue europäische Agenda für Erwachsenenbildung, erheblichen Einfluss auf nationale (politische) Erwachsenenbildung. EU-Förderprogramme wie Erasmus+ oder Citizens, Equality, Rights and Values Programme (CERV) bieten Erwachsenenbildungsträgern in Deutschland die Möglichkeit, ihre politische Bildungsarbeit zu gestalten und zu finanzieren und regen zu europäischer Zusammenarbeit und Kooperation an. Viele Bildungsträger arbeiten bereits mit europäischen Partnern zusammen, z.B. im Rahmen von gemeinsamen Projekten zur politischen Bildung oder Austausch- und Begegnungsmaßnahmen. Europapolitische Bildung ist elementarer Bestandteil vieler pädagogischer Konzepte in der Erwachsenenbildung.

2021 verabschiedete der Rat der Europäischen Union eine neue europäische Agenda für die Erwachsenenbildung von 2021 bis 2030. Neben der beruflichen und formalen Bildung sollen die Mitgliedsstaaten auch die nonformale und informelle Erwachsenenbildung stärken. Zudem geht es auch darum, dass durch „Erwachsenenbildung ein Beitrag zu aktiver Bürgerschaft sowie zum Lernen in Gemeinschaft geleistet werden [kann]. […] Die Erwachsenenbildung spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, auf aktuelle und künftige Herausforderungen und Chancen im Leben und im Beruf zu reagieren, wobei dies tragfähige Gemeinschaften entstehen lässt“.

Die Konferenz bot vielfältige Themen

Arbeitsgruppen, eine Posterausstellung, Zeit für Austausch und Vernetzung, Inputs zu europäischen Fördermöglichkeiten und ein abschließendes Podium boten den rund 50 Teilnehmenden ein vielfältiges Programm rund um die Europäische Agenda für Erwachsenenbildung.

Den Auftakt machte der Journalist und Philosoph Jürgen Wiebicke mit seiner Keynote „Ab jetzt nur noch Krise? Wie wir uns in schwierigen Zeiten neu ausrichten können“. Er warb dafür, sich vom gegenwärtigen Übermaß an Krisennarrativen zu lösen und den individuellen wie den gesellschaftlichen Blick auf (politische) Handlungsfähigkeit, Kreativität und Zusammenhalt zu richten. Die politische Bildung habe unter anderem die Aufgabe, dazu Orientierungswissen zu bieten, das helfen könne, die neuen Herausforderungen anzunehmen. Sie könne darüber hinaus dazu beitragen, einen Raum der Erfahrung und Selbstwirksamkeit, „gute Orte“, zu schaffen, beispielweise in kommunalen Projekten.
Mit den anregenden Impulsen aus der Keynote wurden in den nachfolgenden vier Arbeitsgruppen aktuelle Herausforderungen und Themen der politischen Erwachsenenbildung in den Blick genommen:

  • AG 1: Europa und EU – mehr als nur ein Thema der politischen Erwachsenenbildung
  • AG 2: Alter Wein in neuen Schläuchen? Neue Formate in der politischen Erwachsenenbildung
  • AG 3: Notwendige Fusion: Politische Bildung und Medienbildung
  • AG 4: Ihr auch da?! Neue und bisher marginalisierte Träger politischer Erwachsenenbildung

 

Die Teilnehmenden des abschließenden Podiums diskutierten Ergebnisse und Forderungen aus dem Verlauf der Veranstaltung. So wurde hervorgehoben, dass nachhaltige Strukturen notwendig sind, damit sich Diversität und Pluralität der Gesellschaft auch in der politischen Bildung abbilden, eine größere Trägerlandschaft abgesichert wird, die Träger in ihrer Arbeit gute Qualität erzielen und einen Mehrwert für den (Fach-)Diskurs bedeuten können. In diesem Zusammenhang wurde das Spannungsverhältnis zwischen Struktur- und Projektförderung thematisiert, aber auch die rechtliche Absicherung der Mittelvergabe durch das neue NRW-Weiterbildungsgesetz – in dem politische Bildung einen festen Platz hat – hervorgehoben.

 

Fazit

Die Diskussionen und Erfahrungsberichte auf der Regionalkonferenz haben großes Interesse und den Bedarf verdeutlicht, über das Verhältnis von politischer Bildung und Europa weiterhin zu sprechen und nachzudenken. Der kollegiale Austausch, den die Veranstaltung ermöglichte, sowie die Informationen über europäische Fördermöglichkeiten, wurden als große Bereicherung für die Arbeit vor Ort angesehen.

 

„Politische Bildung und Europa“

Die Fachstelle politische Bildung – Transversalen / Transfer für Bildung e.V. arbeitet die Debatten rund um Europa/EU/Europarat und politische Bildung – strukturiert nach den Praxisfeldern Schule, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung – für ein breites (Fach-)Publikum auf. Die Ergebnisse werden in der interaktiven Topografie der Praxis politischer Bildung zugänglich gemacht. Begleitend wird ein Fachartikel veröffentlicht.


Veröffentlicht am 30.06.2023

 

Zum Weiterlesen

  • Keynote von Jürgen Wiebicke: Ab jetzt nur noch Krise? Wie wir uns in schwierigen Zeiten neu ausrichten können mehr lesen


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