„Meine Studie zu Kooperation von Schule und Jugendarbeit liefert auch Erkenntnisse zu Rahmenbedingungen politischer Jugendbildung“ Fünf Fragen an Regina Münderlein
Regina Münderlein ist Professorin an der Fakultät Soziales und Gesundheit der Hochschule Kempten, Lehrgebiet Soziale Arbeit, Schwerpunkt Jugendarbeit. Im Interview mit der Fachstelle erläutert sie ihr aktuelles Forschungsvorhaben, mit dem sie einen Überblick über die Forschung zu Demokratiebildung innerhalb der Jugendarbeit geben möchte. Außerdem beschreibt sie, welche Erkenntnisse ihrer qualitativen Studie zur Kooperation von Schule und Jugendarbeit für die politische Bildung relevant sind.
Regina Münderlein ist Professorin an der Fakultät Soziales und Gesundheit der Hochschule Kempten, Lehrgebiet Soziale Arbeit, Schwerpunkt Jugendarbeit. Im Interview mit der Fachstelle erläutert sie ihr aktuelles Forschungsvorhaben, mit dem sie einen Überblick über die Forschung zu Demokratiebildung innerhalb der Jugendarbeit geben möchte. Außerdem beschreibt sie, welche Erkenntnisse ihrer qualitativen Studie zur Kooperation von Schule und Jugendarbeit für die politische Bildung relevant sind.
1. Was ist Ihr aktuelles Forschungsprojekt zur politischen Bildung?
Mein aktuelles Forschungsprojekt nimmt eine übergeordnete Perspektive ein, mein Anliegen ist es, einen Überblick über vorliegende Forschungsergebnisse im Bereich der Demokratiebildung und angrenzender Bereiche innerhalb der (demokratisch-politisch bildenden) Jugendarbeit zu geben. Der Fokus wird auf informellen und nonformalen politischen Bildungsangeboten und -prozessen in der Jugendarbeit liegen. Die Demokratiebildung und -pädagogik, die dort stattfindet, wurde bereits mehrfach untersucht. Ich werde die vorhandenen Ergebnisse systematisieren, zusammenfassen und einen kritischen Blick auf die Forschungsdesigns werfen. Das Ziel dabei ist, die Forschungsergebnisse gebündelt und übersichtlich für den Praxistransfer bereitzustellen.
2. Welche Ihrer Forschungsergebnisse halten Sie für besonders relevant für die Praxis politischer Bildung?
Zum aktuellen Vorhaben habe ich noch keine Ergebnisse vorliegen. Meine qualitative Studie von 2013, die sich mit der Kooperation von Schule und Jugendarbeit beschäftigt, liefert Erkenntnisse zu Rahmenbedingungen politischer Jugendbildung, die in Verbindung mit Schule stattfinden. In der Studie ging es um die Frage, wie Kooperationen zwischen Schule und Jugendarbeit in verschiedenen inhaltlichen Feldern gelingen können. Hier finden sich beispielsweise Erkenntnisse auf institutionellen und pädagogischen Ebenen sowie Antworten auf Fragen nach der Rolle schulexterner Fachkräfte oder der Bedeutung des Raumes in der Bildungsarbeit.
3. Welche Themen im Kontext politischer Bildung sollten Ihrer Meinung nach beforscht werden?
Ich finde Erkenntnisse im Bereich der Rezeption von bestehendem Wissen wichtig oder zur Frage, wie Wissenstransfer professionell aufgegriffen wird. Interessant wäre aber auch zu wissen: Wie können nichttraditionell bildungsorientierte Zielgruppen angesprochen werden? Was sind die Grenzen der politischen Bildung und wie verfahren wir mit dem sogenannten Neutralitätsgebot? Was sind methodische und konzeptionelle Grenzen der Angebote der (offenen) Jugendarbeit bzw. welche Besonderheiten weisen die einzelnen Felder der Jugendarbeit auf?
4. Welchen Gewinn für die politische Bildung kann ein Dialog von Wissenschaft und Praxis bringen sowie ein Austausch sowohl zwischen den Wissenschaftsdisziplinen als auch innerhalb dieser?
Politisches Handeln der demokratisch legitimierten Personen bestimmt unsere Lebens- und Alltagswelt in der Bundesrepublik Deutschland. Wissenschaftliche Erkenntnis kann helfen, aktuelle politische Bedingungen besser zu verstehen. Da jede Disziplin ihre eigene Sichtweise auf die Dinge hat, kann ein Dialog helfen, Leerstellen und blinde Flecken der eigenen Sichtweise aufzudecken. Jedoch ist ein interdisziplinärer Austausch auch anspruchsvoll, da bei Fachbegriffen Übersetzungsarbeit geleistet werden muss, um eine Verflachung der Inhalte zu vermeiden. Unbenommen ist es Aufgabe jeder Disziplin, zum Beispiel der Erziehungswissenschaften, den Bereich politische Bildung mit anderen Wissensbeständen, wie denen des Wissens über Lernprozesse und die Vermittlung von Inhalten zu verknüpfen.
5. Die Fachstelle politische Bildung hat eine Landkarte der Forschung zur politischen Bildung entwickelt, um Austausch und feldübergreifende Zusammenarbeit zu fördern: zwischen und innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen, aber auch zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie sind dort mit einem Eintrag vertreten. Über welche Kontaktaufnahmen oder Anfragen anderer Wissenschaftler_innen, Praktiker_innen oder sonstiger Interessierter würden Sie sich freuen?
Ich berate beispielsweise gern Fachkräfte und Multiplikator_innen der Jugendarbeit (in ihren verschiedenen Ausprägungen), aber auch Erziehungswissenschaftler_innen/Lehrkräfte, übergeordnete Planungsstellen der Jugendämter und Landratsämter zum Thema Kooperation zwischen Jugendarbeit und Schule, auch mit Fokus auf politischer Bildung.
Ich freue mich außerdem über Austausch zur Praxis der Jugendarbeit zu Fragen der Raumwirkung und zu Bildungslandschaften; aber gern auch mit jüngeren, mir noch unbekannten Wissenschaftler_innen, die sich für die Jugendbildung interessieren.
Veröffentlicht am 18.11.2019
Zum Weiterlesen
- Sie finden Regina Münderlein in der Landkarte der Forschung zur politischen Bildung.
- „Kooperationen können offensichtlich nicht von Beginn an den Mehrwert liefern, den man ihnen unterstellt.“ Interview mit Regina Münderlein mehr lesen
- Münderlein, Regina (2017): Der Raum – ein wichtiger Partner der politischen Bildung in Schulkooperationen. In: Transfer für Bildung e.V. (Hrsg.): Gemeinsam stärker!? Kooperationen zwischen außerschulischer politischer Bildung und Schule. S. 56-59 (vollständiger Beitrag abrufbar) mehr lesen
- Datenbankeintrag: Münderlein, Regina (2014): Erfolgreiche Schulkooperation. Eine doppelperspektivische Studie zur Zusammenarbeit von Schule und Jugendarbeit. mehr lesen