„Derzeit forsche ich zu Vorstellungen von Grundschüler*innen zu politischen Begriffen“ Fünf Fragen an Jakob Feyerer

Dr. Jakob Feyerer ist Hochschulprofessor am Institut für Elementar- und Primarstufenpädagogik der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich. In seiner Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit Vorstellungen von Politik bzw. politischen Begriffen von Grundschüler*innen und Studierenden. Er wünscht sich mehr Forschung zu inklusiver politscher Bildung, schulischer Partizipation und politischer Bildung in der Primastrufe.


Dr. Jakob Feyerer (Foto: Jelena Ojo / PH Oberösterreich)

Dr. Jakob Feyerer ist Hochschulprofessor am Institut für Elementar- und Primarstufenpädagogik der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich. In seiner Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit Vorstellungen von Politik bzw. politischen Begriffen von Grundschüler*innen und Studierenden. Er wünscht sich mehr Forschung zu inklusiver politscher Bildung, schulischer Partizipation und politischer Bildung in der Primastrufe.


1. Was ist Ihr aktuelles und was war Ihr letztes Forschungsprojekt zur politischen Bildung?

Derzeit forsche ich zu Vorstellungen von Grundschüler*innen zu politischen Begriffen. Welche Bilder entstehen, wenn Schüler*innen mit Fragen oder Situationen konfrontiert sind, die Themen wie Machtverhältnisse, Beteiligung, Krieg oder Grundrechte betreffen? Ein anderes spannendes Thema, an dem ich arbeite, sind Möglichkeiten zur demokratischen Beteiligung in der Schule.
Im letzten Forschungsprojekt  haben wir uns gefragt, welche Vorstellungen Studierende des Lehramts Primarstufe von Politik haben.


2. Welche Ihrer Forschungsergebnisse schätzen Sie als besonders relevant für die Praxis politischer Bildung ein?

Die Ergebnisse des letzten Projekts, eine quantitative Befragung zu politikbezogenem Interesse und Vorstellungen von Studierenden, liefern Anknüpfungsmöglichkeiten für die Planung im Lehramtsstudium. Ein durchschnittliches politikbezogenes Interesse der Studierenden sowie ein beobachteter Zusammenhang zwischen Interesse, Selbstwirksamkeitseinschätzung und Motivation für politische Bildung unterstreichen die Bedeutung von politischer Bildung in der Lehrer*innen-Bildung. Auf der Wissensebene knüpft Sachunterricht an vorhandene Vorstellungen der Schüler*innen an. Dazu stehen der Fachdidaktik sogenannte Basiskonzepte zur Verfügung, die jeweils mehrere Begriffe zusammenfassen, zum Beispiel Ordnung als thematische Klammer für Repräsentation, Demokratie, Staat, Rechtsstaat und Grundrechte. Die befragten Studierenden haben die Begriffe bewertet, teilweise sehr ähnliche Begriffsgruppen wie die bestehenden Basiskonzepte gebildet und diese dadurch zum Teil empirisch bestätigt. Durch Hinweise auf bestehende politikbezogene Konzeptvorstellungen, Einstellungen und Motivation von angehenden Lehrer*innen können allgemeine Erkenntnisse für den Unterricht in der Grundschule abgeleitet werden.

3. Welche Themen im Kontext politischer Bildung sollten Ihrer Meinung nach beforscht werden?

Großen Forschungsbedarf sehe ich etwa in der inklusiven politischen Bildung, wo der Ein- und Ausschluss von Menschen aus gesellschaftlichen Strukturen aus der Perspektive direkt Betroffener, aber auch aus Sicht der Mehrheitsgesellschaft, thematisiert und kritisch hinterfragt wird. Außerdem wäre es wichtig, mehr über die tatsächliche Umsetzung von schulischer Partizipation oder über politische Bildung in der Primarstufe zu erfahren.

4. Welchen Gewinn kann ein Dialog von Wissenschaft und Praxis und ein Austausch zwischen den Wissenschaftsdisziplinen für die politische Bildung bringen?

Politikunterricht braucht eine starke Verbindung zwischen fachwissenschaftlichen Erkenntnissen einerseits, insbesondere aus der Politikwissenschaft und der politischen Bildung, und der Politikdidaktik andererseits, die sich mit der tatsächlichen Umsetzung dieser Themen im Unterricht beschäftigt. Um Politik in ihrer Vielfalt im Unterricht möglichst gut erfassen zu können, sollte je nach Komplexität des Themas auf Erkenntnisse unterschiedlichster wissenschaftlicher Disziplinen Bezug genommen werden. Schließlich bestimmt die Perspektive die Wahrnehmung der Lernenden.

5. Die Fachstelle politische Bildung hat eine Landkarte der Forschung zur politischen Bildung entwickelt, um Austausch und feldübergreifende Zusammenarbeit zu fördern, zwischen und innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen sowie zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie sind dort mit einem Eintrag vertreten. Über welche Kontaktaufnahmen oder Anfragen anderer Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen oder sonstiger Interessierter würden Sie sich freuen?

Ich freue mich über einen Austausch zu allen Aspekten der politischen Bildung, sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus praktischer Sicht.

 

Veröffentlicht am 16.12.2022

 

Zum Weiterlesen



Bereich:

Gehe zu:Fachstelle pB