Nah dran und jwd! – Lernorte politischer Bildung

Protokoll Transferdialog 8

 

Als Expert_innen aus Wissenschaft und Praxis geladen waren:

      • Sarah Beierle/Deutsches Jugendinstitut
      • David Brixius/Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V.
      • Katrin Liederbach/Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Hessen e. V.
      • Sebastian Jacob/Robert Bosch Stiftung
      • Dr. Martin Winands/Deutscher Volkshochschul-Verband e. V.
      • Moderation: Prof. Dr. Bernd Overwien/Universität Kassel

       

      Der Transferdialog „Nah dran und jwd! – Lernorte politischer Bildung“ fand zweimal statt.

      Fotos: Fotostudio Heupel

      Die Expert_innen aus Wissenschaft und Praxis politischer Bildung diskutierten gemeinsam mit den Teilnehmenden in den Transferdialogen „Nah dran und jwd! – Lernorte politischer Bildung“, welche besonderen Zugänge Lernorte für wenig erreichte Zielgruppen politischer Bildung bieten können. In der Diskussion wurde die Vielfalt von Lernorten betont und auf die jeweiligen spezifischen Zugangsmöglichkeiten hingewiesen. Bedeutend sei jeweils das Zusammenspiel von Ort, Programm und Personal an allen Lernorten politischer Bildung. Sowohl nahe, als auch ferne Lernorte können genuine Lernorte politischer Bildung sein, die entsprechend ihres Zwecks aufgesucht werden, so die Teilnehmenden. Es gäbe aber auch Lernorte, die erst durch ein Lernangebot dazu gemacht werden. Es wurde jedoch auch auf die Gefahr des Rück- und Abbaus von bereits bestehenden Lernorten verwiesen. Außerdem bestand für die Teilnehmenden der Diskussion die didaktische Frage, wie Orte als Lernorte fruchtbar gemacht werden können.

       

      Ferne Lernorte bieten Abwechslung und Abstand vom Alltag

      Als ferne Lernorte wurden zum Beispiel ländlich gelegene Bildungsstätten genannt. Attraktivität werde über die Abwechslung und das „Rauskommen“ aus dem Alltag geschaffen. Teilnehmende können sich dadurch besonders gut auf den Bildungsprozess konzentrieren. Diese Lernorte seien oft originäre Orte politischer Bildung und eröffneten den Teilnehmenden Frei- und Reflexionsräume. Kritisch wurde die Zentralisierung von Lernorten in Städten diskutiert. Dies führe zu einer besonderen Herausforderung für Nutzer_innen im ländlichen Raum.

       

      Öffentliche Orte für politische Bildung nutzen

      Als nahe Lernorte wurden u. a. Orte beschrieben, an denen sich Menschen bereits aufhalten, wie zum Beispiel Jugendzentren, Moscheen, Cafés oder andere öffentliche Orte. Sie bieten eine gute Möglichkeit, gerade diejenigen zu erreichen, die üblicherweise nicht an politischer Bildung teilnehmen, so die Diskutierenden. Dabei sei jedoch darauf zu achten, dass nicht alle Orte „pädagogisiert“ werden, da Freiräume insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene wichtig seien. An alltäglichen Orten könne über kreative Ideen ein Zugang geschaffen werden. Außerdem wurde eine Ergänzung der klassischen Arbeit in Bildungsstätten durch aufsuchende politische Bildungsarbeit gefordert. Neben diesen analogen Lernorten wurde auch der digitale Lernort als Raum für politische Bildung genannt.

       

      Mehr Kooperationen unterschiedlicher Akteure und Institutionen

      Es wurden auch Orte diskutiert, an denen politische Bildung stattfindet, auch wenn sie nicht explizit als solche bezeichnet wird. Als Beispiele wurde die Arbeit Verantwortlicher in Fußballvereinen, der freiwilligen Feuerwehr oder politische Bildung im Bereich Sozialer Arbeit genannt. In diesem Zusammenhang wurde die Berücksichtigung politischer Bildung in Ausbildungsinhalten gefordert, gleichzeitig aber auch vor einer Überforderung gewarnt und auf die Grenzen anderer Professionen verwiesen. Als mögliche Lösung wurden stärkere Kooperationen unterschiedlicher Institutionen und Akteure vorgeschlagen. Insgesamt kam dem Thema Kooperationen und ihrem Nutzen für die politische Bildungsarbeit in den Diskussionen eine besondere Bedeutung zu.

      Eine zentrale Forschungsfrage, die den Teilnehmenden der Transferdialoge wichtig war, betraf die Wirkungen bestimmter Formate politischer Bildung. Sie hoben hervor, dass adäquate Messinstrumente entwickelt werden müssen, um Wirkungen zu erfassen.