Gut rüberbringen! – Von Leichter Sprache bis Szenesprech

Protokoll Transferdialog 5

 

Als Expert_innen aus Wissenschaft und Praxis geladen waren:

  • Bernd Fiedler/DSA youngstar GmbH/Deutsche Schulmarketing-Agentur
  • Dr. Jens Korfkamp/Verbandsvolkshochschule Rheinberg/VHS-Zweckverband Alpen-Rheinberg-Sonsbeck-Xanten
  • Maximilian von Schwartz/SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH
  • Walter Staufer/Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
  • Moderation: Wolfram Hilpert/Bundeszentrale für politische Bildung/bpb

 

Der Transferdialog „Gut rüberbringen! – Von Leichter Sprache bis Szenesprech“ fand zweimal statt.

Fotos: Fotostudio Heupel

In den Transferdialogen zum Thema „Gut rüberbringen! – Von Leichter Sprache bis Szenesprech“ wurden Kommunikation und Ansprache als Zugänge zu wenig erreichten Zielgruppen diskutiert.

 

Verständlichkeit versus Komplexität

Als zentraler Fehler in der Arbeit mit wenig erreichten Zielgruppen wurden in den beiden Runden dieses Transferdialogs die Verwendung von unverständlichen „Codes“, z. B. in Form von Fachsprache, und ein mangelnder Anschluss an die Lebenswelten der Teilnehmenden betrachtet. Wenn Fachbegriffe verwendet werden, sei es wichtig, sie von Anfang an zu erklären. Sie sollten außerdem gemeinsam mit den Zielgruppen mit Leben gefüllt werden, um sie so in Bezug zu ihrer Lebenswelt zu setzen. Ein starker Bezug zu lebensweltlichen Themen und eine verringerte Komplexität dürften aber nicht dazu führen, dass Fremdwörter und Fachbegriffe ganz ausgeschlossen werden, waren sich die Diskutierenden einig. Beim Einstieg über konkrete Themen aus der Lebenswelt müsse darauf geachtet werden, dass das Politische nicht verloren geht. Zudem wurde das Konzept der „Leichten Sprache“ als allgemeiner Zugang zu bisher wenig erreichten Zielgruppen kritisiert, da eine weitere Reduzierung der Sprache der Glaubwürdigkeit und dem Anspruch, komplexe Inhalte zu vermitteln, eher abträglich wäre. Es wurde gefordert, dass politische Bildner_innen ihren eigenen Sprachgebrauch immer wieder kritisch reflektieren. Offen blieb die Frage, wie mit dem Dilemma umzugehen sei, leicht verständliche Sprache benutzen und gleichzeitig Komplexität und Diversität ausdrücken zu wollen.

 

Die Grenzen der schriftsprachlichen Vermittlung

Zusätzlich wurde im Dialog gefordert/empfohlen, einen weiten Sprachbegriff zu verwenden, da die schriftsprachliche Vermittlung für die politische Bildung im Kontext wenig erreichter Zielgruppen nur bedingt greife. Konsens bestand darüber, dass ein Potenzial in der Verwendung mündlicher Sprache bestehe. Daneben können Bilder und Symbole als Informationsquellen eingesetzt werden. Außerdem wurde die Verwendung visueller Formen der Kommunikation angeregt, die auch die Fantasie der Lernenden anregen können. In Bezug auf Mehrsprachigkeit wurde ein sensibler und wertschätzender Umgang empfohlen, auch für die Entwicklung von Materialien der politischen Bildung.

Gerade in Bezug auf eine jüngere Zielgruppe wurden Videos als Möglichkeit der Kommunikation genannt. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass diese zeitlich sowie inhaltlich keine Überfrachtung oder Überforderung darstellen dürfen. Auch der Einbezug von Botschafter_innen oder Testimonials, die eine authentische, verständliche Sprache verwenden und Interesse an politischen Themen wecken können, wurde diskutiert. In Bezug auf die schulische politische Bildung wurden lebensweltnahe Materialien gewünscht, die Kindern und Jugendlichen einen Einstieg in die Themen politischer Bildung bieten.

 

Interdisziplinarität sollte gefördert werden

In den Diskussionen wurde die politische Bildung als zum Teil geschichts- und traditionsvergessen kritisiert. Wichtige Erkenntnisse, wie z. B. Habermas Ausführungen zu Sprache und Macht, das Prinzip des exemplarischen Lernens sowie Klafkis Ansatz der Schlüsselprobleme, würden kaum Berücksichtigung finden. Für die Forschung wurde eine Stärkung der Interdisziplinarität zu Gunsten einer Perspektivverschränkung gefordert. Konsens bestand darüber, dass der Medienbildung künftig eine zentrale Rolle zukommen sollte. Gleichzeitig wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, eine kritische Medienkompetenz zu vermitteln. Außerdem dürfe der Medieneinsatz analoge Angebote nicht verdrängen.