Russlanddeutsche und politische Bildung

Russlanddeutsche gehören zur Gruppe der (Spät-)Aussiedler*innen in Deutschland. Sie sind rechtskräftig gleichgestellte bundesdeutsche Bürger*innen, die unter anderem aufgrund ihrer spezifischen Geschichte und Kultur für die politische Bildung als wichtige Zielgruppe zu betrachten sind (vgl. Steiz 2011, S. 12f)[1]. Die Bezeichnung Russlanddeutsche ist kein Rechtsbegriff und wird auch im wissenschaftlichen Kontext oft nicht klar umrissen (vgl. Kiel 2012, S. 13)[2], dennoch widmen sich Forschungsarbeiten und auch die Praxis politischer Bildung Russlanddeutschen, die von einigen Einrichtungen auch als die größte Migrant*innengruppe in Deutschland beschrieben werden (vgl. Institut für Migrations- und Aussiedlerfragen Heimvolkshochschule St. Hedwigs-Haus e. V. o. J.)[3].

In diesem Dossier informieren wir über laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte an der Schnittstelle zu politischer Bildung. Wir verweisen darüber hinaus auf das Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, die sich anhand einer wissenschaftlichen Workshop-Reihe dem Thema gewidmet hat.

In unserem Dossier stellen wir Ihnen auch Forscher*innen vor, die an der Schnittstelle zur politischen Bildung arbeiten und geben Hinweise auf Projekte sowie Einrichtungen der politischen Bildung und entsprechende Tagungen. Die Übersicht wird laufend erweitert.

Kennen Sie weitere Forschungsarbeiten, Projekte oder Organisationen, die für die politische Bildung relevant sein können? Schicken Sie uns gern eine Nachricht an info@transferfuerbildung.de.

Inhalt

Veröffentlichungen
Laufende Forschungsprojekte
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Forscher*innen
Projekte und Einrichtungen der politischen Bildung
Tagungshinweise und -dokumentationen


Veröffentlichungen

Dossier „Russlanddeutsche“ der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb

In dem Dossier „Russlanddeutsche“ der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb können Sie sich ebenfalls weiterführend informieren. Die Beiträge sind thematisch sortiert und befassen sich unter anderem mit Entstehung und Geschichte der Siedlungsbewegungen im damaligen Zarenreich sowie der neueren Geschichte der (Spät-)Aussiedler*innen in Deutschland. Auch Aktuelles, wie politische Einstellungen oder Darstellungen in den Medien bzgl. „Russlanddeutschen“, werden aufgegriffen.

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Weitere Veröffentlichungen

Bahlmann, Mechthild (2000):  Aussiedlerkinder - ein (sonder-)pädagogisches Problem? Münster

Barancic, Ecaterina (2013): Kulturelle und sprachliche Hybridität russlanddeutscher Aussiedler. In: Graumann, Olga / Diel, Irena / Barancic, Ecaterina (Hrsg.) (2013): Aspekte von Bildung aus osteuropäischer Sicht. Beiträge von Nachwuchswissenschaftlern und Absolventen osteuropäischer Universitäten, verfasst im Rahmen des EU Projektes Tempus IV. Universitätsverlag, Hildesheim, S. 182-196

Baumann, Jochen / Mika, Tatjana (2012): Steigende Ungleichheit unter Aussiedlern und Spätaussiedlern im Alter. In: Baykara-Krumme, Helen / Schimany, Peter / Motel-Klingebiel, Andreas (Hrsg.): Viele Welten des Alterns. Ältere Migranten im alternden Deutschland. Wiesbaden

Eggert, Susanne. Medien im Integrationsprozess: Motor oder Bremse? Die Rolle der Medien bei der Integration von Heranwachsenden aus der ehemaligen Sowjetunion München 2010, 240 Seiten

Fuchs, Marek / Sixt, Michaela (2008): Die Bildungschancen von Aussiedlerkindern. Berlin

Göler, Daniel / Lautenbacher, Reinhard (2010): „Halb Deutscher, halb Russe“. Integration und Segregation jugendlicher Aussiedler – Eine exemplarische Untersuchung des Bamberger Malerviertels. In: Mitteilungen der Fränkischen Geographischen Gesellschaft. Bd. 57, S. 31-50

Graudenz, Ines / Römhild, Regina (Hrsg.) (1996): Forschungsfeld Aussiedler. Ansichten aus Deutschland. Reihe: Europäische Migrationsforschung, Band 1. Frankfurt am Main

Greuel, Frank (2009): Ethnozentrismus bei Aussiedlerjugendlichen. Eine explorative, qualitative Studie in Thüringen. Hamburg

Ipsen-Peitzmeier, Sabine / Kaiser, Markus (Hrsg.) (2006): Zuhause fremd. Russlanddeutsche zwischen Russland und Deutschland. Bielefeld

Jugert, Philipp et al. (2011): Politische Partizipation und soziales Engagement unter jungen Deutschen, Türken und Spätaussiedlern: Befunde aus einer qualitativen Untersuchung mit Fokusgruppen. In: Politische Psychologie, 1/2011, S. 36-53

Kiel, Svetlana (2009): Wie deutsch sind Russlanddeutsche? Eine empirische Studie zur ethnisch-kulturellen Identität in russlanddeutschen Aussiedlerfamilien. Münster / New York

Kotzian, Ortfried (2010): Sonderfall Bundesrepublik Deutschland. Deutscher und doch Migrant – Aussiedler zwischen Identitätsfindung und gesellschaftlicher Akzeptanz. In: Europäisches Journal für Minderheitenfragen, H. 3, S. 212-228

Krieger, Viktor (2015): Kolonisten, Sowjetdeutsche, Aussiedler Eine Geschichte der Russlanddeutschen. Schriftenreihe Bundeszentrale politische Bildung/bpb (BD. 1631).

Ohliger, Rainer / Motte, Jan / Figatowski, Bartholomäus / Traunmüller, Richard / Legewie, Joscha (2006): Integration und Partizipation durch historisch-politische Bildung: Stand - Herausforderungen – Entwicklungsperspektiven. Berlin

Schnar, Natalie (2010): Sprache als Kriterium ethnischer Identität. Eine empirische Studie zum Stellenwert des Russischen im Ethnizitätskonzept russlanddeutscher Jugendlicher in der Diaspora Deutschland. Hamburg

Steiz, Dmitri (2011): Russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler: Deutsche Sprachkompetenz und Integration, Hamburg

Strobl, Rainer / Kühnel, Wolfgang (2000): Dazugehörig und ausgegrenzt. Analysen zu Integrationschancen junger Aussiedler. Weinheim

Vogelgesang, Waldemar (2008): Jugendliche Aussiedler. Zwischen Entwurzelung, Ausgrenzung und Integration. Weinheim

Worbs, Susanne et al. (2013): (Spät-)Aussiedler in Deutschland. Eine Analyse aktueller Daten und Forschungsergebnisse.

Wüst, Andreas M. (2013): Wie wählen Neubürger?: Politische Einstellungen und Wahlverhalten eingebürgerter Personen in Deutschland. Wiesbaden

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Laufende Forschungsprojekte

Immigrant German Election Study II (IMGES II)

Projektleitung: Prof. Dennis C. Spies, HUU; PD Dr. Jasmin Mayer, Dezim und Prof. Achim Goerres, UDE

Projektzeitraum: 2020-2023

Anknüpfend an die bis 2020 durchgeführte IMGES Studie, wird eine lokale Panelumfrage, mit Wählern mit Migrationshintergrund während des Bundeswahlkampfs 2021, durchgeführt. Die Befragten werden dabei in insgesamt drei Hauptwellen im Zeitraum von sechs Monaten per CATI befragt. Zusätzlich werden Daten zum lokalen und nationalen Kontext erhoben und mit den Umfragedaten verbunden. Dieses Untersuchungsdesign erlaubt es, Veränderungen in der politischen Integration von Wählern mit Migrationshintergrund theoretisch und methodisch angemessen zu untersuchen.

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Abgeschlossene Forschungsprojekte

Immigrant German Election Study (IMGES)

Projektleitung: Prof. Dennis C. Spies, HUU; PD Dr. Jasmin Mayer, Dezim und Prof. Achim Goerres, UDE

Projektzeitraum: 2016-2020

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Im Rahmen der ersten deutschen Migrantinnen*wahlstudie befragten Politikwissenschaftler*innen der Universitäten Duisburg-Essen und Köln anlässlich der Bundestagswahl im Herbst 2017 vor allem russische Aussiedler*innen und Deutsche mit türkischen Wurzeln sowie deren Kinder zu ihrem Wahlverhalten.

Veröffentlichungen: 

  • Goerres, Achim/ Sabrina J Mayer/ Dennis C. Spies (2020): Immigrant Voters against their Will? A Focus Group Analysis of Identities, Political Issues and Party Allegiances among German Resettlers during the 2017 Bundestag Election Campaign. In: Journal of Ethnic and Migration Studies 46 (7), S. 1205-1222.
  • Goerres, Achim/ Sabrina J Mayer /  Dennis C. Spies (2020): Der Zusammenhang zwischen nichtpolitischer Integration und politischer Teilhabe von Bürger/innen mit Migrationshintergrund. Befunde von der Bundestagswahl 2017 auf Basis der Immigrant German Election Study. In: Handbuch Integration, S.1-21. Download [PDF | 240 KB]

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Forscher*innen

Prof. Dr. Jannis Panagiotidis, Universität Osnabrück

Forschungsschwerpunkte: Migrationsgeschichte; Deutsche Geschichte; Jüdische Geschichte; Osteuropäische Geschichte; Griechische Geschichte; postsozialistische Wirtschaftstransformation

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Dr. Dr. h.c. Alfred Eisfeld, Göttinger Arbeitskreis e. V.

Geschäftsführender Leiter des Instituts für Deutschland- und Osteuropaforschung

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Dr. Viktor Krieger, Universität Heidelberg

Forschungsstelle Geschichte und Kultur der Deutschen in Russland

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Dr. Marit Cremer

Expertin für die Themen Tschetschenien und tschetschenische Diaspora in Deutschland, soziologische Studien zu Frauen in Tschetschenien, Tschetschen*innen in Deutschland, Russlanddeutsche Identitäten, Ostukraine u.a.

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Prof. Dr. Achim Goerres, Universität Duisburg-Essen

Forschungsschwerpunkte: Internationale Politik und Entwicklungspolitik, politikwissenschaftliche Umfrageforschung, insbesondere Wahlforschung

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Dr.in Sabrina Mayer, Universität Duisburg-Essen

Forschungsschwerpunkte: politischen Psychologie, qualitative und quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung sowie der Forschung zur sozialen Identität

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Projekte und Einrichtungen der politischen Bildung

basa e.V. - Bildungsstätte Alte Schule Anspach

Projekt Mixstory: Im Projekt Mixstory, das zwischen 2005 und 2014 von dem Verein basa e.V. durchgeführt wurde, beschäftigten sich Jugendliche und junge Erwachsene mit eigener Migrationserfahrung, mit der Geschichte und Gegenwart von Einwanderung in Deutschland. Sie begaben sich auf Spurensuche, berichten über ihre Migrationserfahrungen und über Wissenswertes im Zusammenleben von „Fremden unter Fremden“. Ungefähr die Hälfte der Teilnehmer*innen waren Mitglieder der Deutschen Jugend aus Russland e. V. (DJR) (Kreisgruppe Frankfurt am Main und Kreisgruppe Hochtaunus).

Basa e.V. bietet Politische Bildung für Jugendliche und junge Erwachsene sowie Fortbildungen für Multiplikator*innen, Lehrer*innen und Pädagog*innen. Basa e.V. hilft jungen Menschen mit Unterstützungsangeboten an verschiedenen Schulen, mit Berufseinstiegsbegleitung, mit Beratungsangeboten, mit einem Qualifizierungs- und Beschäftigungsangebot sowie der Möglichkeit, den Hauptschulabschluss zu erwerben.

Weitere Kooperationspartner*innen waren Saz-Rock e. V., ein Verein für interkulturelle Jugendarbeit und das Gallus Zentrum, ein Medienzentrum in Frankfurt, das sich mit Jugendkultur und Neuen Medien beschäftigt.


Kontakt: Angela Merkle, basa e. V.
Schulstr. 3, 61267 Neu-Anspach
Telefon: 06081 44968-73, E-Mail: angela.merkle@basa.de,
http://www.basa.de/

Weitere Informationen zum Projekt

o[s]tklick – demokratisch antworten

Das Projekt, mit dem Titel „[Spät-]Aussiedler:innen für Demokratie im Netz“, bietet eine Internetpräsenz an, auf der Materialien, Posts und Filme zu Themen, die (Spät-)Aussiedler*innen betreffen, abgebildet werden. Außerdem bietet das Projektteam drei unterschiedliche Workshop-Einheiten an: zu Meinungsfreiheit, Fake News und Strategien im Umgang mit populistischen Parolen. Träger des Projekts ist das Zentrum Liberale Moderne in Berlin, ein gemeinnütziges Start Up an der Schnittstelle politischer Bildung und internationaler Zusammenarbeit. Das Projekt o[s]tklick arbeitet gemeinsam mit Kooperationspartner*innen, beispielsweise dem Institut für Migrations- und Aussiedlerfragen Heimvolkshochschule St. Hedwigs-Haus e. V. sowie interessierten Initiativen, Vereinen und Personen.

Kontakt: Friederike Raiser, o[s]tklick – demokratisch antwortenZentrum Liberale ModerneReinhardtstraße 15, 10117 Berlin
Telefon: +49 30 13893622 E-Mail: friederike.raiser@libmod.de
Weitere Informationen zum Projekt

Institut für Migrations- und Aussiedlerfragen Heimvolkshochschule St. Hedwigs-Haus e. V.

Das Institut für Migrations- und Aussiedlerfragen Heimvolkshochschule St. Hedwigs-Haus e. V. bietet Angebote für lebenslanges Lernen in den Bereichen der politischen, sozialen und kulturellen Bildung an. Seit 1990 bildet die Bildungsarbeit mit Russlanddeutschen einen besonderen Schwerpunkt der Arbeit. Neben Angeboten für diese Zielgruppe beschäftigt sich die Einrichtung mit der Gewinnung und Zusammenarbeit mit Brückenmenschen.

Aktuell bietet das Institut folgende Projekte an:

  • „Brücke zwischen Ost und West – da wo Bildung Raum und Zeit hat“ 
  • „Politische Bildung für Aussiedler_innen und Migrant_innen“


Kontakt: Ulrich Brinker
Institut für Migrations- und Aussiedlerfragen, Heimvolkshochschule St. Hedwigs-Haus e. V.
Hermannstr. 86, 33813 Oerlinghausen
Telefon: 05202 9165-0, E-Mail: brinker@st-hedwigshaus.de / info@st-hedwigshaus.de

Weitere Informationen

Internationales Forum Burg Liebenzell e.V.

Das Internationale Forum Burg Libenzell e.V. führt das Projekt „FAIR PLAY IM SPORT“ durch. Es handelt sich um eine Deutsch-Russische Jugendbegegnung mit Jugendlichen aus der russischen Stadt Tomsk und aus der Judoabteilung des TSB Schwäbisch Gmünd und der Gorodkiabteilung des SG Reutlingen. Darunter auch Teilnehmende mit einem russlanddeutschen Migrationshintergrund.

Das Internationale Forum Burg Liebenzell ist eine überparteiliche und überkonfessionelle Akademie für politische Bildung und internationale Jugendbegegnung, die Eigenseminare durchführt und auch Gastgruppen aus dem gemeinnützigen Bereich für deren Bildungsangebote zur Verfügung steht.

 

Kontakt: Gertrud Gandenberger
Internationales Forum / Burg Liebenzell e.V.
Burg Liebenzell 1, 75378 Bad Liebenzell
Telefon:  07052 9245-0, E-Mail: info@internationalesforum.de
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Tagungshinweise und -dokumentationen

vergangene Fachtagungen

Die deutsch-russischen Beziehungen und die russlanddeutsche Perspektive darauf

Das Landesbüro NRW der Friedrich-Ebert-Stiftung organisierte eine Veranstaltung im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold.

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Russlanddeutsche – Rückkehr und Ankommen in ihrer neuen/alten Heimat Thüringen

Die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Thüringen lud am 26. September 2018 zur Veranstaltung „Russlanddeutsche – Rückkehr und Ankommen in ihrer neuen/alten Heimat Thüringen“ ein. Neben verschiedenen Diskussionen zeigte die Stiftung den Film „Versöhnung über die Grenze – Kurzgeschichten und gelungene Integration“. Im Anschluss bestand die Möglichkeit, mit Zeitzeug*innen zu sprechen. Veranstaltungsbericht

„Perzeption, Partizipation, Politische Bildung – Deutsche aus Russland und russischsprachige Gruppen in Deutschland“

Ausführliche Dokumentation der Fachtagung vom 2. und 3. Mai 2018 der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb in Köln. mehr lesen (steht zur Zeit bei der bpb nicht zur Verfügung, Stand: 11.10.2022)

 

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1 Institut für Migrations- und Aussiedlerfragen Heimvolkshochschule St. Hedwigs-Haus e. V (o. J.): Schwerpunkte unserer Arbeit. Brücke zwischen Ost und West - da wo Bildung Raum und Zeit hat. mehr lesen

2 Kiel, Svetlana (2012): Wie deutsch sind Russlanddeutsche? Eine empirische Studie zur ethnisch-kulturellen Identität in russlanddeutschen Aussiedlerfamilien, Münster/New York/München/Berlin.
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3 Steiz, Dmitri (2011): Russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler: Deutsche Sprachkompetenz und Integration, Hamburg.