Nachlese „Politische Bildung und neue Medien“

target="_blank"? Politische Bildung in der digitalisierten Welt. Forschungsergebnisse und Perspektiven für die Praxis – unter diesem Titel der Jahrestagung der Transferstelle politische Bildung diskutierten am 2. und 3. Dezember 2015 fast 100 Wissenschaftler_innen, Praktiker_innen und Unterstützer_innen. In Vorträgen und zahlreichen Dialogrunden erörterten die Teilnehmenden auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Befunde Herausforderungen und Chancen, die sich für die politische Bildung angesichts der fortschreitenden Digitalisierung stellen.

„Tour d'Internet“

Eine Einführung in das Thema gab Guido Brombach vom DGB Bildungswerk mit einer "Tour d'Internet", in der er die technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nachzeichnete, die sich mit dem Einzug des Internets in den Alltag und die Lebenswelt vor allem jüngerer Zielgruppen vollzogen haben. Pointiert legte er dar, inwieweit die politische Bildung es bislang vielfach versäumt, diese Entwicklungen adäquat aufzugreifen. Konzepte politischer Bildung seien meist darauf ausgerichtet, bestehende Strukturen und Formate in digitale Formen zu "übersetzen". Die genuinen Möglichkeiten, die digitale Medien bieten, würden dabei weitgehend übersehen. Er ermutigte die Teilnehmenden der Tagung, experimentierfreudiger zu sein und die Eigenarten digitaler Medien didaktisch, methodisch und thematisch aufzunehmen.

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Markus Beckedahl: Netzpolitik als Thema politischer Bildung

Besondere Aufmerksamkeit erhielt der auch durch die überregionale Medienberichterstattung bekannten Blogger und Netzpolitik-Aktivist Markus Beckedahl, der in seinem Vortrag grundlegende netzpolitische Positionen und Forderungen vorstellte und eindringlich an die Anwesenden appellierte, die Relevanz netzpolitischer Themen für die politische Bildung nicht zu unterschätzen. Aktuelle netzpolitische Entscheidungen beträfen massiv den Alltag der Bürgerinnen und Bürger, das Geschehen im Netz würde die politische Kommunikation und politische Entscheidungen beeinflussen.

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Forschungsstand

Einen Überblick zum Stand der Forschung gaben anschließend Dr. Helle Becker und Barbara Christ von der Transferstelle politische Bildung. Neben ausgewählten inhaltlichen Befunden unterschiedlicher Forschungsarbeiten gaben sie eine Einschätzung ab, welchen Nutzen die Praxis politischer Bildung aus den Forschungsergebnissen ziehen könne – etwa bei der Auswahl und der Ausgestaltung von Themen politischer Bildung oder bei der Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen durch neue Medien. Gleichfalls thematisierten sie, welche Forschungsdefizite es noch gibt – speziell in den Bereichen des Einsatzes neuer Medien in der Allgemeinen Erwachsenenbildung und zum Wirkungszusammenhang zwischen der Veränderung der politischen Kommunikation und deren Reflexion in der politischen Bildung.

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Gelungene Transfer-Dialoge

Eine Besonderheit der Veranstaltung waren die sogenannten "Transfer-Dialoge". Vertreter_innen von Wissenschaft und Praxis politischer Bildung kamen im Laufe der zwei Veranstaltungstage in insgesamt 16 Dialogrunden zusammen, um einen Austausch zu Themen wie E-Participation, Medienkompetenz, Rechtsextremismus im Netz oder dem Wandel der politischen Kommunikation zu führen. Gesprächspartner in den Dialogrunden waren unter anderem Johannes Baldauf (Amadeu Antonio Stiftung), Guido Brombach (DGB-Bildungswerk e.V.), Dr. Ulrike Wagner (Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis/JFF), Frank Hofmann (Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein), Franziska von Kempis (Mesh-Collective), Prof. Dr. Michael Kerres (Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Nadia Kutscher (Universität Vechta), André Nagel (Netzdebatte – Debattenportal der bpb), Norbert Reichling (Bildungswerk der Humanistischen Union), Dr. Jan-Hinrik Schmidt (Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg), Johannes Smettan (Arbeit und Leben Thüringen e. V.) und Werner Völlering (Gymnasium Nottuln – Preisträger des Deutschen Lehrerpreises 2014).

Ausführlicher Bericht zu den Transfer-Dialogen

„Relaunch“?

Den Abschluss der Tagung bildete eine Podiumsrunde mit Ina Bielenberg (Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten), Prof. Dr. Thomas Goll (Technische Universität Dortmund) und Thomas Krüger (Bundeszentrale für politische Bildung/bpb). Unter dem Titel „Relaunch? Konsequenzen für die politische Bildung“ diskutierte sie, welche Schlüsse sich für Wissenschaft, Praxis und Unterstützung politischer Bildung aus den Debatten der Tagung ziehen lassen. Neben inhaltlichen Fragestellungen gab es auch viel Lob für die Transferstelle und deren konzeptionellen Ansatz.

Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb zog zum Abschluss das Fazit, die Jahrestagung sei ein „gelungener und notwendiger Ansatz zur stärkeren Durchwirkung von Wissenschaft und Praxis“ gewesen. Mit dieser Einschätzung stand er nicht alleine da. Es wird nicht die letzte Dialogveranstaltung der Transferstelle bleiben.

Video zur Podiumsdiskussion auf YouTube