Politische Jugendbildung in der Volkshochschule (VHS) Castrop-Rauxel
Die VHS ist das kommunale Weiterbildungszentrum für alle Bürger*innen in Castrop-Rauxel. Mit dem Berufsbildungszentrum (BBZ) ist die VHS auch Teil der Kinder- und Jugendarbeit der Stadt.
Wir machen bei OPEN mit, weil wir neugierig auf die Möglichkeiten sind, die uns dieses Projekt bietet: gemeinsam mit einer Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit die Anforderungen und Bedarfe von Jugendlichen in Erfahrung bringen, uns auf dieser Grundlage verbessern und jüngere Zielgruppen für die VHS gewinnen.
Wir und unsere Arbeit
Bildung für alle ist Leitsatz der VHS. Daher unterhalten wir auch das Berufsbildungszentrum (BBZ), dessen Aufgabe es ist, junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen, bildungspolitische Defizite abzubauen und berufliche sowie gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Allgemeiner sowie fachbezogener Unterricht in Verbindung mit Praxisunterweisungen aber auch Beschäftigungsmaßnahmen werden im BBZ aufeinander abgestimmt angeboten. Im Kontext der Jugendberufshilfe gibt es Jugendwerkstätten und eine Beratungsstelle für Jugendliche. Im Berufsbildungszentrum können Abschlüsse der Hauptschule und der mittleren Schulformen über den zweiten Bildungsweg nachgeholt werden. Das BBZ verfügt neben Unterrichtsräumen auch über technisch-gewerbliche Ausrüstung in den Berufsfeldern Holz, Metall und Hauswirtschaft sowie über einen eigenen Nutzgarten.
Politische Bildung muss nahe an den Alltagsthemen der Jugendlichen sein
Als kommunales Weiterbildungszentrum in Castrop-Rauxel ist politische Bildung eine unserer wichtigen Querschnittsaufgaben. Wir möchten vor allem die politische Urteilskraft und Handlungskompetenzen der Jugendlichen stärken. Unserer Auffassung nach sollten Angebote zur politischen Bildung niedrigschwellig sein und einen Alltagsbezug haben, um nahe an den Themen der Jugendlichen zu sein. Nur dann erwecken sie Interesse. So sind unserer Erfahrung nach z.B. spielerische Formate wie Planspiele, aber auch Thekengespräche sinnvolle Zugänge. Starre Vorgaben gemäß der Logik von Förderprojekten mit verbindlichem Stundenumfang, Mindestteilnehmerzahlen und Altersgrenzen sind unserer Auffassung nach kontraproduktiv für das Gelingen politischer Bildung. Diesen Grundgedanken versuchen wir in unseren Angeboten stets zu berücksichtigen. Im Berufsbildungszentrum wird der GEBe-Ansatz (Gesellschaftliches Engagements von Benachteiligten fördern)** angewendet und die VHS arbeitet eng mit dem Kinder- und Jugendparlament der Stadt Castrop-Rauxel zusammen. Allen an unserer Arbeit beteiligten Gruppen, wie Studien- und Kursleiter*innen, Teilnehmer*innen usw., bieten wir außerdem an, sich in unserem jährlichen VHS-Programmplanungsprozess einzubringen.
** siehe Publikationen von B. Sturzenhecker
Jugendliche denken oft, dass Politik von ihrem Allltag weit entfernt ist
Wir stehen in unserer Arbeit häufig vor Herausforderungen, die es uns erschweren, Jugendliche im Kontext von politischer Bildung zu erreichen. So schränken datenschutzrechtliche Bestimmungen für städtische Einrichtung die digitalen Kanäle, um Jugendliche zu erreichen, erheblich ein. Jugendliche sind darüber hinaus einerseits mit einem (medialen) Überangebot an Konsumgütern und (Freizeit-)Angeboten konfrontiert und andererseits durch Termin- und Leistungsdruck oftmals belastet. Neben dieser „Konkurrenz“ zu unseren Angeboten ist auch die höhere Altersstruktur der VHS-Mitarbeiter*innen ein mögliches Handicap in der Beziehungsarbeit mit den Jugendlichen. Daneben sind Jugendliche oftmals der Ansicht, dass Politik weit von ihrem Alltag und ihren Themen entfernt ist. Bei der Planung und dem Aufbau langfristiger Beziehungen muss dies beachtet werden.
Vertrauen und langfristige Arbeitsbeziehungen mit den Jugendlichen aufbauen
Vor diesem Hintergrund möchten wir im OPEN-Projekt, gemeinsam mit unserem Projektpartner, mit den Jugendlichen vor Ort kurzfristig zunächst in einen intensiveren Austausch kommen. Mittelfristig möchten wir die Jugendlichen, über das Berufsbildungszentrum hinaus, partizipativ in die gesamte VHS-Arbeit einbeziehen. Wir möchten mehr Freiräume für die Jugendlichen schaffen, die sie selbst gestalten können, um sich darin auszuprobieren. Und letztlich möchten wir unsere Angebote für Jugendliche mit zusammen mit ihnen weiterentwickeln.
Als VHS möchten wir ein Ermöglichungsort für das Engagement von Jugendlichen vor Ort werden. In einem ersten Schritt stellen wir deshalb mit unserem OPEN-Projektpartner eine Honorarkraft ein (idealerweise aus der Gruppe der Jugendlichen), der/die sich als Teamer*in um den Kontakt zu den Jugendlichen kümmert. Der/die Teamer*in soll sich als erste Gesprächsperson anbieten, Vertrauen aufbauen und langfristige Arbeitsbeziehungen mit den Jugendlichen eingehen, um ihre Themen und Bedürfnisse systematisch aufzunehmen. Auf dieser Grundlage sollen Maßnahmen aufgesetzt und ausprobiert werden.