„Wie kann ‚Nachhaltigkeit‘ auch für die Demokratiebildung modelliert werden?“ Fünf Fragen an Britta Breser
Britta Breser ist Professorin für Demokratiebildung am Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität Wien und Lektorin für Politische Bildung und Politikdidaktik im Arbeitsbereich Geschichtsdidaktik der Universität Graz. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich unter anderem mit Verständnissen von politischen Prozessen, politischer Theorie, der Rolle von Bürger*innen in einer Demokratie und wie sich das Demokratische bildet.
Britta Breser ist Professorin für Demokratiebildung am Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität Wien und Lektorin für Politische Bildung und Politikdidaktik im Arbeitsbereich Geschichtsdidaktik der Universität Graz. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich unter anderem mit Verständnissen von politischen Prozessen, politischer Theorie, der Rolle von Bürger*innen in einer Demokratie und wie sich das Demokratische bildet. Zuletzt leitete sie ein Forschungsprojekt zu Bildern von Europa und transnationaler Demokratie von Lehramtsstudierenden in Österreich.
1. Was sind Ihre aktuellen Forschungsprojekte zur politischen Bildung?
Inmitten aktueller Polarisierungen demokratischer Gesellschaften werden gegenwärtige Lösungsvorschläge für gesellschaftliche Probleme, klimatische Veränderungen oder ökologische Katastrophen häufig mit dem Konzept der Nachhaltigkeit verknüpft. Mich beschäftigt im Moment daher die Frage nach einer nachhaltigen Demokratie: Wie kann Nachhaltigkeit auch für die Demokratiebildung modelliert werden?
Ein anderes Forschungsprojekt konzentriert sich auf Verantwortung in der politischen Bildung – nicht als eine statische, ethisch-moralische Verpflichtung, sondern als eine kollektive, demokratische Beziehungspraxis.
2. Welche Ihrer Forschungsergebnisse schätzen Sie als besonders relevant für die Praxis politischer Bildung ein?
Zuallererst ist da unser Projekt „EU-ropäische (Krisen-)Erzählungen: Perspektiven von Lehramtsstudierenden“ zu nennen: Gemeinsam mit meinem Team habe ich in den letzten Monaten mit einer Online-Umfrage fast 900 Lehramtsstudierende in Österreich erreicht und diese nach ihren Bildern und Einstellungen zu Europa und der EU befragt. Die quantitativen wie qualitativen Ergebnisse geben uns, unter anderem für die Lehrer*innenbildung, wichtige Einblicke in transnationale Demokratiebildungsprozesse.
Gern suche ich auch immer wieder bei ästhetischen Interventionen nach Antworten, um gegenwärtige gesellschaftliche Phänomene zu problematisieren und sie für den Diskurs um eine zeitgemäße Praxis der (Demokratie-)Bildung zur Diskussion zu stellen. Ich glaube, dass die ästhetische Bildung viel zur Weiterentwicklung politischer Bildungsprozesse beitragen kann, weil sie neue Potenziale freilegt.
3. Welche Themen im Kontext politischer Bildung sollten Ihrer Meinung nach beforscht werden?
Da kommen mir zahlreiche Ideen! Ich schätze Demokratiebildungsprozesse im globalen oder europäischen Kontext als ein interessantes Feld ein, das in der Forschung nach wie vor unterrepräsentiert ist. Ein weiterer bedeutender Aspekt für die politische Bildung ist meiner Ansicht nach auch die politische Kommunikation, insbesondere vor dem Hintergrund der enormen Relevanz von digitalen Medien und KI.
4. Welchen Gewinn kann ein Dialog von Wissenschaft und Praxis und ein Austausch zwischen den Wissenschaftsdisziplinen für die politische Bildung bringen?
Die Zusammenarbeit mit Akteur*innen aus der Praxis ist für mich unverzichtbar. Ein solcher Austausch bewahrt vor Engstirnigkeit und hilft, blinde Flecken oder auch ganz neue Forschungsthemen zu entdecken.
Ganz besonders schätze ich transdisziplinäre Perspektiven. Außerdem brauche ich den Austausch mit Historiker*innen: Sie zeigen, dass das Politische mehr ist als nur das Demokratische und sie offenbaren Gefährdungen für das demokratische Zusammenleben. Die historisch-politische Bildung kann auch Ideengeberin sein, um an gelungene Beispiele aus der Vergangenheit anzuknüpfen.
5. Die Fachstelle politische Bildung hat eine Landkarte der Forschung zur politischen Bildung entwickelt, um Austausch und feldübergreifende Zusammenarbeit zu fördern, zwischen und innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen sowie zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie sind dort mit einem Eintrag vertreten. Über welche Kontaktaufnahmen oder Anfragen anderer Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen oder sonstiger Interessierter würden Sie sich freuen?
Hier habe ich keine Präferenzen! Neue Perspektiven, die meine Standortgebundenheit mitunter herausfordern, mag ich immer. Und ganz besonders schätze ich innovative Ideen.
veröffentlicht am 27.08.2024
Zum Weiterlesen
- Sie finden Britta Breser in der Landkarte der Forschung zur politischen Bildung.