„Mein Arbeitsgebiet sind grundlegende Fragen des Selbst- und Aufgabenverständnisses politischer Bildung.“ Fünf Fragen an Wolfgang Sander

Wolfgang Sander ist Professor für die Didaktik der Sozialwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen. In einem kurzen Interview spricht er über seine aktuelle Forschung zur Bedeutung von Religion für die politische Bildung. Seine Wunschliste bezüglich Forschungsthemen im Bereich politischer Bildung ist lang.


Prof. Wolfgang Sander (Foto: privat)

Prof. Wolfgang Sander (Foto: privat)

Wolfgang Sander ist Professor für die Didaktik der Sozialwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen. In einem kurzen Interview spricht er über seine aktuelle Forschung zur Bedeutung von Religion für die politische Bildung. Seine Wunschliste bezüglich Forschungsthemen im Bereich politischer Bildung ist lang.

1. Was ist Ihr aktuelles und was war Ihr letztes Forschungsprojekt im Bereich politischer Bildung?

Aktuell arbeite ich zur Bedeutung von Religion und deren „Wiederentdeckung“ in den Sozial- und Kulturwissenschaften für die politische Bildung. Die Rede von der „postsäkularen Gesellschaft“ (Habermas) hat die Aufmerksamkeit auf die Persistenz, im globalen Maßstab sogar auf die zunehmende Relevanz von Religionen gelenkt. Das führt zu der Frage, in welcher Weise diese Entwicklung für Ziele und Aufgaben politischer Bildung bedeutsam ist. Dazu gibt es neben meinen eigenen Arbeiten auch ein laufendes Promotionsprojekt. Eine erste Zwischenbilanz zur Diskussion über Bildung in der postsäkularen Gesellschaft zieht ein Band, den ich 2018 gemeinsam mit Stefan Müller herausgegeben habe.

Kürzlich abgeschlossen habe ich eine größere Studie über die Idee von Bildung als kulturellem Erbe der Menschheit und ihrer Relevanz für Schule in der Weltgesellschaft. Ferner ist 2018 aus meinem Arbeitsbereich eine Dissertation über emotionssensiblen Politikunterricht erschienen.

2. Welche Ihrer Forschungsergebnisse halten Sie für besonders relevant für die Praxis politischer Bildung?

Ich arbeite zu grundlegenden Fragen des Selbst- und Aufgabenverständnisses politischer Bildung. Aktuell gehören dazu, wie erwähnt, bildungstheoretische Grundlagen sowie Relevanz von religionsbezogenen Themen für politische Bildung. „Rezepte“ kann ich nicht anbieten – aber wie heißt es so schön: Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie.

3. Welche Themen im Kontext politischer Bildung sollten Ihrer Meinung nach beforscht werden?

Meine Wunschliste dafür ist lang: Sie beginnt bei wenig untersuchten neuen Ausgangsbedingungen politischer Bildung im Weltverstehen ihrer Adressaten, etwa in Folge von Digitalisierung oder Migration, und reicht bis zu ernsthafter Wirkungsforschung. Letztere kann ich mir nur als qualitative Langzeitforschung vorstellen, bei der Menschen über viele Jahre in ihrem persönlichen Bildungsprozess begleitet werden.

4. Welchen Gewinn für die politische Bildung kann ein Dialog von Wissenschaft und Praxis bringen sowie ein Austausch sowohl zwischen den Wissenschaftsdisziplinen als auch innerhalb dieser?

Für die Wissenschaft ist Kommunikation essenziell und für die Praxis – unter heutigen Bedingungen – die Rückbindung an die Wissenschaften.

5. Die Fachstelle politische Bildung hat eine Landkarte der Forschung zur politischen Bildung entwickelt, um Austausch und feldübergreifende Zusammenarbeit zu fördern: zwischen und innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen, aber auch zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie sind dort mit einem Eintrag vertreten. Über welche Kontaktaufnahmen oder Anfragen anderer Wissenschaftler_innen, Praktiker_innen oder sonstiger Interessierter würden Sie sich freuen?

Ich freue mich über Kontakte mit Menschen, die sich für meine Themen interessieren oder die mich für ihre Themen interessieren möchten.

Veröffentlicht am 05.09.2019

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