Ungleichheit als Herausforderung für die politische Bildung – Workshopbericht

Bericht über den Workshop der Transferstelle auf dem 13. Bundeskongress politische Bildung 2015 in Duisburg.


Bericht über den Workshop der Transferstelle auf dem 13. Bundeskongress politische Bildung in Duisburg

Als Modellversuch der besonderen Art war der Workshop "Ungleichheit als Herausforderung für die politische Bildung" angelegt, den die Transferstelle am Samstag, dem 21. März 2015 auf dem 13. Bundeskongress Politische Bildung in Duisburg veranstaltete. Im Rahmen eines Praxis-Forschungs-Dialogs – unter Beteiligung des Publikums – erprobte das Team der Transferstelle den themengebundenen Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis politischer Bildung.

Praxis-Forschungs-Dialog
Als Vertreter der Wissenschaft nahmen Mark Kleemann-Göhring, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Berufs- und Weiterbildung der Universität Duisburg-Essen, Dr. Markus Steinbrecher vom Lehrstuhl für Vergleichende Politische Verhaltensforschung der Universität Mannheim und Prof. Dr. Andreas Thimmel, Professor für Wissenschaft der Sozialen Arbeit an der FH Köln und Leiter des Forschungsschwerpunktes Nonformale Bildung an der Gesprächsrunde teil. Ulrika Engler, Leiterin des aktuellen forums nrw, und der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Lothar Frick, brachten die Sichtweise und die Bedarfe der Praxis in die Runde ein.

Wissenschaftliche Erkenntnisse für die politische Bildung nutzbar machen
Gemäß dem Thema des Bundeskongresses "Ungleichheiten in der Demokratie" thematisierte der Workshop die Konsequenzen der sozialen Ungleichheit für das Interesse an Politik und politischer Bildung. Es wurde der Frage nachgegangen, ob und wie wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Ungleichheitsforschung für die politische Bildung nutzbar gemacht werden können.
Nach einer Einführung durch die Transferstelle politische Bildung in das Themenfeld Ungleichheitsforschung eröffnete Markus Steinbrecher die Diskussionsrunde mit der provokanten Frage nach der normativen Bewertung der Indikatoren, die eine gelingende Demokratie kennzeichnen. "Eine geringe Wahlbeteiligung kann ja auch als Kennzeichen einer stabilen Demokratie gewertet werden", führte Steinbrecher aus. Problematisch werde dies, wenn ungleiche Partizipation auch zu ungleicher Repräsentation führe. Mark Kleemann-Göhring gab zu Bedenken, dass die Wahlbeteiligung ja bereits ungleich verteilt sei. Er erläuterte den Begriff der "Bildungsferne" und inwiefern sich diese als Barriere für politische Partizipation auswirkt. Er mahnte jedoch, dass bei Zuschreibungen wie der Rede von den "bildungsfernen Zielgruppen" die Gefahr bestehe, dass Ungleichheiten allererst festgeschrieben würden. Andreas Thimmel hielt ein glühendes Plädoyer für mehr Praxisforschungs-Projekte, da diese geeignet seien, zu Differenzierungen zu gelangen, starre Zielgruppendefinitionen zu überwinden und damit eine tatsächlich bedarfsorientierte Bildungsarbeit zu ermöglichen. Auch Ulrika Engler berichtete vom Spannungsfeld zwischen zielgruppenbezogenen Förderrichtlinien und den tatsächlichen Bedarfen der Teilnehmenden politischer Bildungsangebote. Lothar Frick schließlich plädierte für einen Paradigmenwechsel in der politischen Bildung hin zu einer stärkeren Arbeit für "Menschen, die der Politik eher fernstehen".

Was erwartet die Bildungspraxis vom Wissenstransfer?
In einem abschließenden Plenumsgespräch wurde zudem thematisiert, was sich Praktiker_innen von der Forschung und von einem Wissenstransfer für die Bildungspraxis wünschen. So berichtete Ulrika Engler von den Anforderungen der Projektarbeit, die kaum Zeit für Grundlagenrecherche und die ausführliche Sichtung aller relevanten Veröffentlichungen lassen. "Für zwei oder drei Artikel hingegen ist immer Zeit da. Insofern verspreche ich mir sehr viel von der Arbeit der Transferstelle", fasste die Leiterin des aktuellen forums ihre Erwartung an die Transferarbeit zusammen. In der Runde herrschte Einigkeit darüber, dass die Transferstelle eine geeignete Plattform ist, um unterschiedliche wissenschaftliche Ergebnisse in die Praxis zu bringen, den Austausch zwischen Praxis und Forschung zu befördern und um beforschte Praxis sowie forschungsfolgende Praxis sichtbar zu machen.

Weitere Informationen

Handout zum Workshop

Literaturliste zum Thema „Ungleichheit als Herausforderung für die politische Bildung“

 

 



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