„Wissen um die Nutzung von Medien, und wie sie sich konstruktiv in die politische Bildung einbeziehen lassen, ist heute von zentraler Bedeutung.“ Fünf Fragen an Maya Götz vom IZI

Dr.in Maya Götz ist Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) des Bayerischen Rundfunks, das in der Landkarte der Forschung zur politischen Bildung verzeichnet ist. Im Interview spricht sie darüber, zu welchen Themen und Bereichen das IZI im Kontext politischer Bildung forscht. Sie berichtet, dass das IZI außerdem medienpädagogische Unterrichtseinheiten entwickelt und sie auf ihre Wirksamkeit hin untersucht.


Dr.in Maya Götz (Foto: ©IZI)

Dr.in Maya Götz (Foto: ©IZI)

Dr.in Maya Götz ist Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) des Bayerischen Rundfunks, das in der Landkarte der Forschung zur politischen Bildung verzeichnet ist. Im Interview mit der Fachstelle spricht sie darüber, zu welchen Themen und Bereichen das IZI im Kontext politischer Bildung forscht. Sie berichtet, dass das IZI darüber hinaus medienpädagogische Unterrichtseinheiten entwickelt und sie auf ihre Wirksamkeit hin untersucht.

1. Welche Forschungsprojekte zur politischen Bildung gibt es aktuell in Ihrem Institut? Welche Projekte haben Sie in diesem Bereich in den letzten Jahren abgeschlossen?

Unser Auftrag ist die Förderung der Qualität im Kinder-, Jugend- und Bildungsfernsehen. Entsprechend führen wir Studien zur Diversität und zu Stereotypen in Kinder- und Jugendmedien durch, erfragen aber auch auf repräsentativem Niveau das Grundwissen von Kindern und Jugendlichen, zum Beispiel zu Fragen wie „Was sind Muslime, Juden etc.?“, „Wie nehmen Kinder und Jugendliche das Thema Geflüchtete wahr und wie schätzen sie es ein?“ oder „Welches Wissen haben Kinder von der Teilung Deutschlands und der DDR?“. Wir begleiten aber auch Sendungen wie beispielsweise RESPEKT (ARD-alpha), in denen es um Themen der Demokratieförderung geht, oder Serien wie „Der Krieg und ich“ (SWR/KiKA), in denen die Themen Zweiter Weltkrieg und Holocaust/Shoah für 8- bis 12-Jährige aufbereitet werden.

Weiterhin geht es dem IZI zum Beispiel um Fragen der Mediennutzung in sozialen Netzwerken oder der Bedeutung von Influencer*innen (YouTube, Instagram, TikTok etc.) (Fachartikel 1, Fachartikel 2, Fachartikel 3).

Wir betreuen zudem den (medien-)pädagogischen Teil von „so geht MEDIEN“, der Medienkompetenzplattform von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Hier „übersetzen“ wir nicht nur relevante Forschungsergebnisse in medienpädagogische Unterrichtseinheiten, sondern testen sie auch auf ihre Wirksamkeit, zum Beispiel zum Thema „Extremismus im Netz erkennen“ .

Wir führen im Jahr circa zehn Studien bzw. Studienreihen durch, die zum größten Teil den Bereich der politischen Bildung berühren oder sich zentral dort verorten lassen.

 

2. Welche Ihrer Forschungsergebnisse halten Sie für besonders relevant für die Praxis politischer Bildung?

Alle! Wissen um die Nutzung von Medien und die Frage, wie sie sich konstruktiv in die politische Bildung einbeziehen lassen, ist in unserer von Medien durchdrungenen Welt von zentraler Bedeutung. Sich zum Beispiel gezielt mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen, wie altersgerechte Folgen einer Serie zum Zweiten Weltkrieg („Der Krieg und ich“) das Thema Rassismus (Folge 1) oder Geflüchtete (Folge 3) für Kinder verstehbar und nachfühlbar machen, ist angesichts einer steigenden Akzeptanz von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit bei Erwachsenen von zentraler Bedeutung für die Förderung unserer Demokratie.

 

3. Welche Themen im Kontext politischer Bildung sollten Ihrer Meinung nach beforscht werden?

Wenn sich neue Themen auftun – wie zurzeit (Anfang 2020) das Videoportal TikTok oder die Nachrichtenvermittlung über Memes – dann führen wir hierzu Studien durch bzw. finden Partner, mit denen wir diese gemeinsam durchführen.

 

4. Mit welchen Akteuren aus dem Feld der politischen Bildung arbeiten Sie überwiegend zusammen?

Das ist je nach Thema ganz verschieden. In einem flächendeckenden Fortbildungsprogramm für Bayern zur Förderung der Gendersensibilität und Medienkompetenz bei Erzieher*innen arbeiten wir beispielsweise mit dem Bayerischen Familienministerium zusammen. In der Zusammenarbeit zur Förderung der Qualität in konkreten Programmen mit den jeweiligen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und international viel mit den Goethe Instituten. 

 

5. Die Fachstelle politische Bildung hat eine Landkarte der Forschung zur politischen Bildung entwickelt, um Austausch und feldübergreifende Zusammenarbeit zu fördern: zwischen und innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen, aber auch zwischen Wissenschaft und Praxis. Ihr Institut ist dort mit einem Eintrag vertreten. Über welche Kontaktaufnahmen oder Anfragen anderer Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen oder sonstiger Interessierter würden Sie sich freuen?

Aktuelle Fragen und eine Kontaktaufnahme zum Thema Kinder, Jugend und Medien sind immer willkommen.

 

Veröffentlicht am 09.03.2020

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