„Ich wünsche mir mehr Mut und Experimentierfreude bei aufsuchenden, unkonventionellen Formaten.“ Fünf Fragen an Dierk Borstel

Dierk Borstel ist Professor für praxisorientierte Politikwissenschaften an der Fachhochschule Dortmund. Im Interview berichtet er von seiner Arbeit, welche Themen noch mehr Forschung brauchen und dass er sich über Austausch mit anderen Wissenschaftler_innen, Praktiker_innen oder weiteren Interessierten freut.


Prof. Dr. Dierk Borstel (Foto: privat)

Prof. Dr. Dierk Borstel (Foto: privat)

Dierk Borstel ist Professor für praxisorientierte Politikwissenschaften an der Fachhochschule Dortmund. Im Interview berichtet er von seiner Arbeit, welche Themen noch mehr Forschung brauchen und dass er sich über Austausch mit anderen Wissenschaftler_innen, Praktiker_innen oder weiteren Interessierten freut.


1. Was ist Ihr aktuelles und was war Ihr letztes Forschungsprojekt?

Mein letztes empirisches Forschungsprojekt fragte nach den Perspektiven auf die Integration von Geflüchteten in der Dortmunder Stadtgesellschaft. Parallel dazu habe ich ein Lehrbuch mit Ute Fischer zum politischen Grundwissen für Sozialarbeiter_innen veröffentlicht. Derzeit plane ich eine Aktionsforschung zum Thema Wohnungs- und Obdachlosigkeit sowie die Herausgabe eines Sammelbandes mit Kemal Bozay zur pädagogischen und politischen Praxis im Umgang mit Ungleichwertigkeitsideologien in der Einwanderungsgesellschaft.

 

2. Welche Ihrer Forschungsergebnisse halten Sie für besonders relevant für die Praxis politischer Bildung?

Ich habe mich früh mit den Raumkämpfen rechtsextremer und autoritär nationalistischer Bewegungen auf kommunaler Ebene beschäftigt. Eine aufsuchende, niedrigschwellige Form der politischen Bildung ist dabei ein wichtiger Baustein der Demokratieförderung. Unbestritten wichtig bleibt auch der Dauerbrenner der Demokratieförderung in schulischen Kontexten. Da sehe ich trotz aller Erfolge noch enorme Spielräume und ungenutzte Chancen.

 

3. Welche Themen im Kontext politischer Bildung sollten Ihrer Meinung nach beforscht werden?

Bei den Methoden wünsche ich mir mehr Mut und Experimentierfreude bei aufsuchenden, unkonventionellen Formaten. Es gibt erste Erfahrungen, aber noch keine Systematik, Theoriebildung oder gar Formulierung einer „guten Praxis“.

 

4. Welchen Gewinn für die politische Bildung kann ein Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis sowie ein Austausch zwischen und innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen bringen?

Beide Seiten können und sollten voneinander lernen, sofern sie sich auf Augenhöhe begegnen. Wissenschaft braucht immer wieder die Konfrontation mit der Realität und Praxis braucht Systematik und Übertragbarkeiten. Für mich ging das eine gar nicht ohne das andere.

 

5. Die Fachstelle politische Bildung hat eine Landkarte der Forschung zur politischen Bildung entwickelt, um Austausch und feldübergreifende Zusammenarbeit zu fördern: zwischen und innerhalb der Wissenschaftsdisziplinen, aber auch zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie sind dort mit einem Eintrag vertreten. Über welche Kontaktaufnahmen oder Anfragen anderer Wissenschaftler_innen, Praktiker_innen oder sonstiger Interessierter würden Sie sich freuen?

Ich freue mich immer über einen Austausch, ein gemeinsamer Kaffee oder zumindest ein Telefonat klappt eigentlich immer. Von daher möchte ich das nicht unnötig eingrenzen.

 

veröffentlicht am 25.04.2019

 

Zum Weiterlesen

  • „Politische Bildung muss hin zu den abgehängten Milieus.“ Interview mit Dierk Borstel (Mai 2016). mehr lesen


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