1. Beiratssitzung der Fachstelle politische Bildung 2021

Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Feld der politischen Bildung sowie neue Schwerpunkte der Fachstelle politische Bildung – Transversalen in den kommenden Jahren (2021-2023) waren Themen der digitalen Sitzung am 17. Juni 2021.


Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Feld der politischen Bildung sowie neue Schwerpunkte der Fachstelle politische Bildung – Transversalen in den kommenden Jahren (2021-2023) waren Themen der digitalen Sitzung am 17. Juni 2021.

 

Beispiele aktueller Entwicklungen und Herausforderungen

In den letzten Jahren zeigten sich vermehrt – nach Auffassung des Beirats zuletzt auch durch die Arbeit der Fachstelle politische Bildung – Tendenzen der Zusammenarbeit und des fachlichen Austauschs zwischen unterschiedlichen Praxis- und Forschungsfeldern politischer Bildung. Vor allem in Praxisfeldern der Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit gibt es zunehmend einen Diskurs über politische Bildung sowie das Bestreben, feldübergreifend zusammenzuarbeiten, so die einhellige Meinung.

Der Beirat diskutierte in diesem Zusammenhang über die Herausforderung, zwischen verschiedenen Diskursen, Begriffsdefinitionen, politischen Bildungskonzepten, rechtlichen Rahmenbedingungen und unterschiedlichen Förderlogiken der verschiedenen Akteure zielführend zu “übersetzen“. In diesem Zusammenhang wurde insbesondere von Beiratsmitgliedern aus der außerschulischen politischen Bildung darauf hingewiesen, dass es zwar eine wachsende Sensibilität für Themen der politischen Bildung gebe, die Infrastruktur der Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit in den meisten Bundesländern und Kommunen jedoch äußerst prekär sei. Geld und Personal für eine kontinuierliche, grundlegende Strukturförderung politischer Bildung fehlten, Förderprogramme berücksichtigten in den seltensten Fällen kommunale und regionale strukturelle Rahmenbedingungen.

Daran anschließend stelle sich zunehmend die Frage der Professionalisierung und Qualifizierung im außerschulischen politischen Bildungsbereich. Gerade in der politischen Erwachsenenbildung zeige sich zunehmend das Bestreben – nicht zuletzt durch strukturfördernde Modellprojekte –, pädagogische Fachkräfte und Bildner*innen aus- und weiterzubilden. Nach wie vor sei das Problem hier allerdings, dass die nonformale politische Bildung an Universitäten und Fachhochschulen kaum in Professuren und Lehrstühlen vertreten ist, was eine Professionalisierung von Anfang an bremst. Hinzu käme die Frage der Diversität und der Öffnung innerhalb der politischen Bildung. Es gebe zunehmend neue Akteure, die politische Bildungsarbeit machen, bisher jedoch kaum am Diskurs und der bestehenden Förderlogik partizipieren (könnten). Hier sei ein Austausch über Verständnisse und Qualität nötig. Auch sei zu berücksichtigen, dass viele „neue“ Akteure nicht in die vorhandenen strukturellen Zuordnungen (Jugendarbeit, Weiterbildung, Soziale Arbeit, kulturelle Bildung etc.) passen. Ein Austausch zwischen den sogenannten etablierten Trägern und neuen Akteuren über unterschiedliche Verständnisse politischer Bildung sei nötig, ebenso könnten wissenschaftliche Erkenntnisse einen solchen Austausch gewinnbringend unterstützen.

 

Neue Schwerpunkte der Fachstelle politische Bildung – Transversalen

Neben und mit der fortlaufenden Arbeit – d.h. Aktualisierung und Erweiterung bewährter Formate und Tools (Interviews, Datenbank, Forschungslandkarte, Topografie, Dossiers, Matching-Portal), Öffentlichkeitsarbeit (Newsletter, Social Media, Veranstaltungsberichte etc.), Beratungs- und Netzwerkarbeit sowie Literaturrecherche und -monitoring – wird sich die Fachstelle in Zukunft verstärkt ausgewählten spezifischen Forschungs- und Praxisfeldern widmen. Diese werden bisher entweder im etablierten Fachdiskurs kaum beachtet, führen separierte Diskurse und haben trotzdem große Schnittstellen zu politischer Bildung oder sie sind aufgrund politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen besonders aktuell. Die Fachstelle orientiert sich dabei an den Erkenntnissen und Ressourcen ihrer bisherigen Arbeit.

Zu den neuen Schwerpunkten zählen (1) aufgrund bisheriger Entwicklungen ausgewählte Felder, wie Offene Kinder- und Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und Erzieherische Hilfen, (2) weitere Felder wie Bildung für nachhaltige Entwicklung oder Menschenrechtsbildung (siehe Topografie), (3) (Active) Citizenship Education bzw. die europäische Debatte über politischer Bildung, (4) Empowerment- und Selbstorganisationen, die oftmals politische Bildungsarbeit zu bestimmten Themen wie Rassismus, Gender, Migration etc. anbieten, sowie (5) sogenannte besondere Akteursszenen, die im Bereich politischer Bildung aktiv sind, z.B. bestimmte Programme/Wettbewerbe oder Medien.

 

Es geht weiter!

Für die neuen Schwerpunktsetzungen der Fachstelle gab es vom Beirat viel Zuspruch. In der lebhaften Diskussion unterstützten die Mitglieder die Fachstelle zusätzlich mit vertiefenden Informationen und Anregungen. Die Fachstelle geht motiviert aus der ersten Beiratssitzung des Jahres heraus und arbeitet weiter daran, die Vielfalt politischer Bildung in Forschung und Praxis sichtbar zu machen und entsprechend ihrem Transferverständnis eine Plattform für den fachlichen Austausch zu bieten. Bei den neuen Schwerpunkten möchte die Fachstelle mit erfahrenen Trägern und Projekten zusammenarbeiten, um Erfahrungen und Wissen zu teilen und gemeinsam zu verbreiten. Das Rad soll nicht neu erfunden, sondern schwungvoll weitergedreht werden!

 

Foto: v.l.n.r.: Prof.in Anja Besand (TU Dresden), Dr.in Helle Becker (Fachstelle politische Bildung), Prof. Karim Fereidooni (Universität Bochum), Marita Klink, Chantal Filipiak, Annabell Brosi, Danica Finger (alle Fachstelle politische Bildung), Helmut Bieber (Deutsche Vereinigung für Politische Bildung), Prof. Bernd Overwien (Universität Kassel), Prof. Thomas Goll (Gesellschaft für Politikdidaktik und politische Jugend- und Erwachsenenbildung), Dr.in Julia Kasselt (BMFSFJ), Melanie Dense (Robert Bosch Stiftung), Prof. Andreas Thimmel (TH Köln), Ina Bielenberg (Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten), Prof. Benedikt Sturzenhecker (Universität Hamburg), Julia Schreier (Fachstelle politische Bildung), Barbara Menke (Bundesausschuss politische Bildung), Prof. Andreas Klee (Universität Bremen), Ann-Kristin Schöne (Bundeszentrale für politische Bildung/bpb), Prof.in Sabine Achour (FU Berlin), Ulrika Engler (Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung), Sigrid Meinhold-Henschel (Bertelsmann Stiftung).



Veröffentlicht am 24.06.2021

 

Zum Weiterlesen

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