2. Sitzung 2020 des Beirats der Fachstelle politische Bildung

Die Erfahrungen aus drei Jahren Projektarbeit standen im Mittelpunkt der 2. Beiratssitzung der Fachstelle politische Bildung. Die Sitzung fand am 02. Dezember 2020 digital statt. Gemeinsam mit dem Beirat hat die Fachstelle politische Bildung einen Blick auf das Jahr 2020 geworfen.


Die Erfahrungen aus drei Jahren Projektarbeit standen im Mittelpunkt der 2. Beiratssitzung der Fachstelle politische Bildung.

Rückblick auf die Projektlaufzeit (2018-2020)

Ziel des Projekts Fachstelle politische Bildung war es, die unterschiedlichen institutionalisierten Felder politischer Bildung wahrnehmbarer zu machen, Wissen und wissenschaftliche Erkenntnisse verfügbar zu machen sowie ausgewählte benachbarte Felder in einen Austausch zu bringen. Der Beirat würdigte die verschiedenen Instrumente, die die Fachstelle dafür entwickelt hat. Diese haben sich in der Fachszene schnell verbreitet und werden in unterschiedlichen Zusammenhängen genutzt.

Einen interdisziplinären Überblick über die wissenschaftliche Beschäftigung mit politischer Bildung bietet die Landkarte der Forschung zur politischen Bildung. In ihr sind mittlerweile nahezu 90 Forscher_innen und Forschungseinrichtungen verzeichnet (Stand Dezember 2020). Die Forschungslandkarte wurde zu einem bekannten und beliebten Tool und ist weiten Teilen der Wissenschaft zur politischen Bildung bekannt. Praxisakteur_innen oder Studierende nutzen sie zu Recherche- und Informationszwecken.

Einen Überblick über die Praxisfelder politischer Bildung bietet die Topografie der Praxis. Mit der Topografie, die als interaktive Grafik auf der Webseite der Fachstelle und als Poster zur Verfügung steht, erhält die Fachöffentlichkeit anhand von Infotexten, Literaturhinweisen und Links eine Orientierung, um die ausdifferenzierte, vielfältige „Landschaft“ politischer Bildung möglichst umfassend wahrzunehmen, Schnittstellen zu identifizieren und für mögliche Kooperationen nutzbar zu machen.

Trotz der Covid-19-Pandemie führte die Fachstelle auch in diesem Jahr einige Veranstaltungen durch. In drei Fachforen wurden „Politische Bildung und Sport“, „Politische Bildung und kulturelle Bildung II“, „Politische Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung“ thematisiert. Expert_innen aus jeweils zwei Wissenschafts- und Forschungsfelder waren eingeladen, um sich über Ziele, Konzepte, Vorstellungen und fachliche Einbettungen politischer Bildung / Demokratiebildung in den jeweiligen Feldern auszutauschen und zu diskutieren. Die Fachstelle übernahm den Transfer, die Vermittlung zwischen verschiedenen Positionen, um eine gemeinsame Basis für effektiven Austausch und gelingende Zusammenarbeit zu schaffen.

Das Thema „Forschungs- und Praxisfelder politischer Bildung“ wurde auch in einer Fachtagung aufgenommen, die die Fachstelle politische Bildung, in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Berlin, Anfang Dezember 2020 durchführte. Mehr als 120 Personen tauschten sich in neun Sessions in und zwischen unterschiedlichen Praxisfeldern aus. Debattiert wurden die Begriffsvielfalt (politische Bildung, Demokratiebildung, Demokratiepädagogik etc.), Qualität und Professionalisierung politischer Bildung sowie die Separierung und Diversifizierung der Forschung. Wurden zum Teil auch je nach Praxisfeld unterschiedliche Bedarfe deutlich, waren sich die Teilnehmenden doch einig im Wunsch nach mehr Austausch und Zusammenarbeit.

Auch die Öffentlichkeits- und Informationsarbeit der Fachstelle erzielte 2020 große Aufmerksamkeit. Dazu trugen unter anderem die Webseite mit Informationen zu empirischen Forschungen und wissenschaftlich begleiteten Praxisprojekten, thematische Dossiers, Literaturlisten sowie Einzelpapiere bei. Veranstaltungsberichte und Interviews mit Wissenschaftler_innen zu aktuellen Forschungsergebnissen sowie mit Praktiker_innen über Projekte, die wissenschaftlich begleitet wurden, ergänzten das Angebot. 2020 verzeichnete die Webseite 20.091 Zugriffe und 50.128 Seitenansichten.

Thematische Dossiers auf der Webseite stellen die Ergebnisse der Recherchearbeiten der Fachstelle dar, liefern neue Anregungen und ergänzen zum Teil fachpolitische Leerstellen. So wird das Anfang 2020 online gestellte Dossier zur „Politischen Bildung im Strafvollzug“ im 16. Kinder und Jugendbericht der Bundesregierung, wie auch weitere Aktivitäten der Fachstelle, positiv hervorgehoben.

In der Datenbank (mehr als 170 Einträge) werden Zusammenfassungen empirischer wissenschaftlicher Arbeiten vorgestellt, die für die Praxis politischer Bildung in Schule, Jugendbildung und Erwachsenenbildung relevant sind. Eine mit Citavi verwaltete Literatursammlung der Fachstelle enthält nahezu 1.700 wissenschaftliche Texte.

Um die Zusammenarbeit von Forschung und Praxis noch anschaulicher zu unterstützen, hat die Fachstelle ein Matching-Portal eingerichtet. Forscher_innen, die eine Zusammenarbeit mit der Praxis suchen, und Praktiker_innen, die mit Forschungsstellen zusammenarbeiten möchten, können darüber zusammenfinden. Das „jüngste“ Format der Fachstelle weist erste Einträge auf, weitere sind in Vorbereitung.

Auch via Twitter (mehr als 950 Follower) und Facebook (100 Beiträge in 2020; 1.504 Abonnenten und 1.265 Fans) sowie durch einen monatlichen Newsletter (mehr als 920 Abonnent_innen) hat die Öffentlichkeits- und Informationsarbeit der Fachstelle eine erhebliche Reichweite erzielen können.

Alle Aktivitäten verbindet und verbreitet die Fachstelle politische Bildung mit ihrer Kontakt- und Netzwerkarbeit. Diese beruhte maßgeblich auf steten Vernetzungsaktivitäten in Wissenschaft, Praxis und Politik, mit dem Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse in unterschiedlichen Feldern und den Bedarf der Bildungspraxis zu recherchieren sowie Forschungsinteressen, Praxisbedarf und politische Anforderungen abzugleichen und anzunähern. Die Fachstelle politische Bildung wurde auch 2020 vielfach um Expertisen, Beiträge in Form von Artikeln, Vorträgen oder Beteiligung an Fachtagungen, Arbeitskreisen, Gremiensitzungen, Vernetzungstreffen, Projekttreffen und Beratungsrunden angefragt. Als unabhängige Plattform und Stelle für Fachfragen konnte die Fachstelle Akteur_innen, Organisationen und Wissensbestände so wirkungsvoll miteinander vernetzen.

Die Fachstelle politische Bildung konnte etliche Synergien nutzen und auch selbst erzeugen. So reicherten Erkenntnisse aus der Erarbeitung von Expertisen, der Kuratierung von Veranstaltungen und der Begleitung von Projekten die Expertise der Fachstelle an.

Perspektiven

Die Reichweite, die mit den Aktivitäten, den Instrumenten und Tools der Fachstelle erzielt wurden, sind motivierende Bestätigung und daher gleichzeitig Ansporn, die Arbeit auf der gewonnenen Erfahrungsbasis und angesichts beunruhigender gesellschaftlicher Entwicklung fortzusetzen. In diesem Sinne nahm die Fachstelle auch das positive Feedback und die Anregungen der Beirät_innen auf.

Ein zentraler, wiederholter Hinweis bezog sich auf sogenannte kleine Formate als Anstöße für Prozesse. Wichtig sei es, auch zukünftig weniger nach vollendeten, abgeschlossenen Formaten zu streben, als vielmehr weiterhin als anregendes Vorbild und Ideengeberin zu wirken – nicht zuletzt, weil es immer langwierig sei, Prozesse politisch und institutionell anzuregen.

 

Veröffentlicht am 15.12.2020

 

Informationen zur Fachstelle politische Bildung

Informationen zum Beirat der Fachstelle

 

Foto: jeweils v.l.n.r. obere Reihe: Annabell Brosi, Chantal Filipiak, Danica Finger, Philip Melchert (alle FpB); 2. Rehe von oben: Dr.in Helle Becker (FpB), Prof.in Dr.in Anja Besand (TU Dresden), Marita Klink (FpB), Prof. Dr. Andreas Klee (Universität Bremen), 2. Reihe von unten: Ina Bielenberg (Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e.V., AdB), Helmut A. Bieber (Deutsche Vereinigung für Politische Bildung e.V.), Melanie Dense (Robert Bosch Stiftung GmbH), Thomas Krüger (Bundeszentrale für politische Bildung/bpb); untere Reihe: Jun.-Prof.in Dr.in Inken Heldt (Gesellschaft für Politische Jugend und Erwachsenenbildung, GPJE), Prof. Dr. Bernd Overwien (Universität Kassel), Dr. Philipp Rogge (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, BMFSFJ), Sigrid Meinhold-Henschel (Bertelsmann Stiftung)



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