1. Beiratssitzung der Fachstelle politische Bildung – Transversalen 2022

Klimakrise, Corona-Pandemie, Krieg in Europa: In der digitalen Sitzung am 31. Mai 2022 diskutierten die Beirät*innen der Fachstelle unter anderem über die Folgen der aktuellen Krisenherde für die politische Bildung. Außerdem standen die Themen politische Bildung und Jugendarbeit, europäische Debatten zu politischer Bildung und marginalisierte Felder und Akteure politischer Bildung auf dem Programm.


Klimakrise, Corona-Pandemie, Krieg in Europa: In der digitalen Sitzung am 31. Mai 2022 diskutierten die Beirät*innen der Fachstelle unter anderem über die Folgen der aktuellen Krisenherde für die politische Bildung. Außerdem standen die Themen politische Bildung und Jugendarbeit, europäische Debatten zu politischer Bildung und marginalisierte Felder und Akteure politischer Bildung auf dem Programm.

 

Aktuelle Entwicklungen im Feld der politischen Bildung

Fehlt es der Gesellschaft an positiven Zukunftsvisionen und sollte politische Bildung solche Utopien stärken, wenn nicht sogar bieten? Anlässlich der aktuellen Ereignisse, wie der Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie oder die Klimakrise, seien viele Menschen orientierungs- und hoffnungslos, so die Beobachtung. Die Beirät*innen diskutierten darüber, ob politische Bildung die Aufgabe habe, Zukunftsorientierung zu bieten oder ob sie eher dazu befähigen sollte, gesellschaftspolitische Probleme und Unwägbarkeiten zu erkennen und zu bewältigen. Damit zusammenhängend würden aktuell Begriffe wie Resilienz oder Prävention im Fachdiskurs politischer Bildung diskutiert werden. Mit beiden Konzepten sei die Hoffnung verbunden, Menschen für zukünftige Krisen zu stärken und so antidemokratischen Entwicklungen in der Gesellschaft präventiv entgegenzuwirken. Ob dies die Aufgabe politischer Bildung sei, wurde von allen Beirät*innen kritisch gesehen und infrage gestellt. Politische Bildung sei vielmehr eine Prozessbegleiterin, um Ereignisse in Lebenswelt, Gesellschaft und Politik zu reflektieren und einordnen zu können – mit offenem Ausgang.

 

Politische Bildung und Jugendarbeit

Als aktuelles Thema der Fachstelle stand unter anderem „politische Bildung und Jugendarbeit“ auf dem Programm. Die Pluralität der Praxisfelder und Einrichtungsformen in der Jugendarbeit sowie von Konzepten von politischer Bildung / Demokratiebildung in den Feldern der Jugendarbeit erschweren eine Orientierung. Mitte Mai 2022 veröffentlichte die Fachstelle deshalb ein Dossier zum Thema, das einen Überblick über die Forschung zu politischer Bildung in der Jugendarbeit und ihre verschiedenen Theorie- und Praxiskonzepte gibt. Des Weiteren wird eine Handreichung zu Praxisbedingungen und Settings in der politischen Jugendbildung / Jugendarbeit vorbereitet. Ziel ist es, einen Überblick über die Vielfalt der Einrichtungs- und Organisationsformen, Settings sowie strukturelle und politische Rahmenbedingungen für politische Bildung in Praxisfeldern der Kinder- und Jugendarbeit (einschließlich politischer Jugendbildung) zu geben, um die Zusammenarbeit und das Verständnis in diesen Feldern zu unterstützen und zu stärken.

 

Einfluss von EU und Europarat auf politische Bildung

Die Vor- und Nachbereitungen der Expert*innengespräche der Fachstelle zu europäischen Debatten zu politischer Bildung sind in vollem Gang. Nachdem am 10. und 19. Mai 2022 erste Gespräche zu den europäischen Debatten zu politischer Bildung im Bereich Jugend/Youth Work stattgefunden haben, sind für August und September 2022 weitere Treffen zu den Bereichen Schule und Erwachsenenbildung/Weiterbildung geplant. Hintergrund ist die Beobachtung, dass Debatten und Forschung zu politischer Bildung, die auf europäischer Ebene geführt werden, in Deutschland nur marginal bzw. nur in spezialisierten Kreisen rezipiert werden. Europäische Union (EU) und Europarat haben aber aufgrund von Beschlüssen, Empfehlungen, Strategiepapieren und Förderprogrammen Einfluss auf politische Bildung in Deutschland. Um Praxis und Wissenschaft politischer Bildung für das Thema stärker zu sensibilisieren sowie Wahrnehmung und Berücksichtigung europäischer Dimensionen in der politischen Bildungsarbeit zu fördern, entwickelt die Fachstelle ein neues Tool, in dem europäische Forschung, Positionen und Dokumente systematisch sichtbar gemacht werden.

 

Weitere Felder politischer Bildung

Ein weiteres laufendes Arbeitsthema der Fachstelle sind sogenannte marginalisierte Felder und Akteure politischer Bildung. Hierbei geht es um Praxisfelder, die bisher wenig vom etablierten Fachdiskurs der politischen Bildung wahrgenommen wurden und selten in Regelstrukturförderung eingebunden sind – wie Empowerment- oder Selbstorganisationen. Dieses Feld mit vorhandenen Kategorien aus der Topografie  der Praxis politischer Bildung zu strukturieren, ist eine Herausforderung. Die Fachstelle beginnt daher, gemeinsam mit den entsprechenden Akteuren, am Beispiel „politische Bildung in muslimischer Trägerschaft“ (Arbeitstitel), einen Überblick und Einblick in dieses Feld zu geben. Hierfür sind in der nächsten Zeit Gespräche und Kooperationen mit Vertreter*innen der politischen Bildung in muslimischer Trägerschaft vorgesehen. Perspektivisch sollen die Ergebnisse als Teil der Topografie der Praxis politischer Bildung aufbereitet werden.



Immer weiter!

Die Beirät*innen berieten die Fachstelle in der Sitzung mit ihrer Expertise und Erfahrungen zu den jeweiligen Themen. Insbesondere bei den sogenannten marginalisierten Feldern und Akteuren politischer Bildung soll in Zukunft mit betroffenen Trägern zusammengearbeitet werden und Transferdialoge stattfinden. Auch wenn eine Systematisierung und Sichtung des Feldes vor allem am Anfang schwierig erscheint, sind die positive Resonanz und das Bedürfnis nach Austausch und Kooperation groß. Die Fachstelle bedankte sich beim Beirat und allen Unterstützer*innen und freut sich auf die weitere Arbeit in diesem Jahr.


Veröffentlicht am 27.06.2022

 

Eine vollständige Übersicht über alle Beiratsmitglieder finden Sie hierFachstelle pB.



Foto v.l.n.r.: Marita Klink, Julia Schreier, Dr.in Helle Becker, Dirk Posenau (alle Fachstelle politische Bildung), Prof. Benedikt Sturzenhecker (Universität Hamburg), Prof. Andreas Thimmel (TH Köln), Wilfried Klein (Bundesausschuss Politische Bildung, bap), Helmut A. Bieber (Deutsche Vereinigung für Politische Bildung, DVPB), Prof. Thomas Goll (Gesellschaft für Politikdidaktik und politische Jugend- und Erwachsenenbildung, GPJE), Philipp Rogge (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, BMFSFJ), Annabell Brosi (Fachstelle politische Bildung), Prof. Andreas Klee (Universität Bremen), Chantal Filipiak (Fachstelle politische Bildung), Sigrid Meinhold-Henschel (Bertelsmann Stiftung).





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