So läuft’s?! – Methoden, Formate, Didaktiken, Aktivitäten

Protokoll Transferdialog 3

 

Als Expert_innen aus Wissenschaft und Praxis geladen waren:

  • Dr. Marc Partetzke/Bergische Universität Wuppertal
  • Prof. Dr. Sabine Manzel/Universität Duisburg-Essen
  • Tina Hölzel/Technische Universität Dresden
  • Dr. Helle Becker/Transferstelle politische Bildung
  • Daniel Adler/lkj) Sachsen-Anhalt e. V.
  • Elke Dillmann/Bayerischer Rundfunk
  • Ingo Klüsserath/Clara-Schumann-Gymnasium Dülken
  • Nalan Kilic/Carl-von-Ossietzky-Schule/Staatl. Europaschule Dt.-Türk.
  • Elke Weißer/ver.di Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe e. V.
  • Moderation: Ina Bielenberg/Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V.

 

Der Transferdialog „So läuft’s?! – Methoden, Formate, Didaktiken, Aktivitäten“ fand zweimal statt.

Fotos: Fotostudio Heupel

In den Transferdialogen „So läuft’s?! – Methoden, Formate, Didaktiken, Aktivitäten“ wurde darüber diskutiert, wie durch das pädagogische Setting Zugänge zu wenig erreichten Zielgruppen politischer Bildung geschaffen werden können. Die Expert_innen aus Wissenschaft und Praxis brachten vielfältige Beispiele aus ihrem beruflichen Alltag und ihren Forschungen ein.

 

Aktion versus Simulation in der schulischen politischen Bildung

 

Für den schulischen Politikunterricht wurde diskutiert, wie mehr politisches (Sprach-)Handeln eigesetzt werden könnte, um politische Themen aufzugreifen, die Schüler_innen interessieren und sie zu Akteuren ihrer eigenen Meinungsbildung zu machen. So könnte z. B. durch die Inszenierung von „Talkshows“ Argumentieren und Zuhören gelernt werden. Während ein Teil der Gruppe dafür argumentierte, dass das Sprechen sowie authentische Diskussionen gefördert werden sollten und sie Textarbeit eher kritisch betrachten, befürchtete ein anderer Teil der Gruppe, dass dadurch Unterkomplexität entstehen könne. Schüler_innen hätten auch an komplexen Themen und Sachverhalten Interesse. Texte sollten statt vereinfacht eher verkürzt werden, damit die Schüler_innen mit authentischen Texten arbeiten können. 

 

Empfehlungen für die Arbeit mit wenig erreichten Zielgruppen

Bei der Planung des Politikunterrichts und von politischen Bildungsangeboten sollten die Teilnehmenden von Anfang an in die Themenfindung mit einbezogen werden, so eine Empfehlung. Gleichzeitig wurde eine Orientierung an lebensweltnahen Themen gefordert. Es wurde für sprachentlastende Zugänge plädiert, wenn es um die Arbeit mit wenig erreichten Zielgruppen geht.

Außerdem wurde die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen schulischen und außerschulischen Trägern empfohlen. Kritisch wurde jedoch angemerkt, dass die Träger außerschulischer politischer Bildung nicht immer entsprechend des Überwältigungsverbots des Beutelsbacher Konsens handeln würden. Von Vertreter_innen der außerschulischen politischen Bildung wurde dafür plädiert, Schüler_innen mehr Möglichkeiten zum aktiven Handeln zu bieten. Aktives Handeln als Ziel schulischer politischer Bildung wurde aber nicht von allen Beteiligten geteilt. Positive Erfahrungen wurden damit gemacht, wenn Jugendliche sich ein eigenes Thema suchen und dieses dann auch realpolitisch umsetzen können. In dem Zusammenhang wurde unterstrichen, wie wichtig Sichtbarkeit und Anerkennung für wenig erreichte Zielgruppen sind. In der außerschulischen Jugendbildung müssten keine Simulationen stattfinden, man könne sich gut an realen Anliegen orientieren und diese dann auch umsetzen. In diesem Zusammenhang wurde kontrovers diskutiert, ob die politische Bidlung „politischer“ werden müsse, politische Partizipation und Einmischung selbst unterstützen könne und solle. Kritisch wurde angemerkt, dass auch eine stärkere Politisierung der politischen Bildung – oder ein differenzierteres pädagogisches Empowerment – keine sozialen Probleme beheben könne.

 

Forschungslücken

Forschungsbedarf sahen die Teilnehmenden der Diskussionsrunden zu den Interessen und der Motivation der Adressat_innen sowie zu Wirkungszusammenhängen politischer Bildung. Außerdem brauche es Erkenntnisse über das Wissen und die Haltung von Lehrer_innen und (außerschulischen) politischen Bildner_innen. In diesem Zusammenhang solle es auch um die Rolle von Emotionen in der politischen Bildung gehen. Zudem wurde mehr partizipative Forschung gefordert. Insgesamt dürfe Forschung nicht an der Realität der Schulen vorbei gehen.